Mastbruch: Roter Mond mit Bug
Pradas „Luna Rossa“ unterliegt imersten Rennen um den America’s Cup
Nun gut, die erste Wettfahrt des Finales um den America’s Cup der Segler hat die „Prada“ gestern vor Neuseelands Küste verloren, dennoch ist man im Heimatland des modebewussten Bootes keineswegs verzagt. Schließlich hat niemand Geringeres als Nostradamus persönlich geweissagt, dass die Yacht des Modekonzerns das pokalverteidigende Team New Zealand schlagen wird. Dies behauptet zumindest eine gewisse Madame Zeta, die herausgefunden hat, dass der mittelalterliche Wahrsager in seinen Schriften von Wettkämpfen spricht, bei denen ein rostroter Mond mit einem blutigen Bug triumphieren wird, klare Anspielung auf das „Luna Rossa“ genannte Boot der Italiener. Außerdem sei von der Niederlage einer „Adalauncatif“ die Rede, laut Madame Zeta eindeutig ein Anagramm für Auckland, wo die Regatten um den America’s Cup statt finden.
Doch auch ohne Nostradamus hat die Aussicht, als erstes europäisches Boot den berühmten America’s Cup zu holen, eine kleine Segeleuphorie in Italien ausgelöst. „Das schönste Geschenk in der Geschichte des italienischen Segelsports liegt schon unter dem Baum“, schwärmt die Gazzetta dello Sport und behauptet: „Die ‚Luna Rossa‘ ist keinesfalls langsamer als die ‚Black Magic‘ der Neuseeländer.“ Auf bis zu drei Millionen Zuschauer hofft der Fernsehsender RAI bei den nächtlichen Übertragungen der maximal neun Rennen, auf der Piazza Navona in Rom wird das Ereignis live auf einer riesigen Leinwand gezeigt.
Noch wesentlich größer als in Italien sind Begeisterung und Siegesgewissheit in Neuseeland, erst recht nach dem mit 77 Sekunden Vorsprung sehr klar ausgefallenem Erfolg der „Black Magic“ im ersten Rennen. Sir Peter Blake, der vor fünf Jahren zum Nationalhelden wurde, als er dem großmäuligen US-Amerikaner Dennis Conner in San Diego die Trophäe entriss, ist zwar noch Chef des Teams New Zealand, aber nicht mehr Kapitän. Diese Rolle hat sein Steuermann von 1995, Russell Couts (37), übernommen, Olympiasieger 1984 und neunmaliger Weltmeister.
Während sich das Boot des Modeunternehmens, das mindestens 50 Millionen Dollar in das prestigeträchtige Unternehmen pumpte, in zahlreichen Rennen qualifizieren musste, hatte der Titelverteidiger, der mit 20 Millionen Dollar billiger davon kam, bis gestern nur trainiert. Geschadet hat es ihm nicht. „Absolut fehlerfrei“, lobte Peter Blake seine Crew. Vielleicht ist ja in Wahrheit Nostradamus ein Anagramm von New Zealand. Matti Lieske
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