: Auch Mecklenburg-Vorpommern kann zu viel Schwein nicht gebrauchen
Mastanlage für 15.000 Tiere liegt neben Naturschutzgebiet. In Düsseldorf protestieren Schweinezüchter gegen Preisverfall
Berlin (taz) – Schwein haben könnten die Bewohner von Medow, wenn sie mit ihrem Protest nicht Erfolg haben, und zwar nicht zu knapp: Keine 500 Meter von dem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern entfernt ist eine Schweinemastanlage für 15.000 Tiere geplant. Gestern wurden rund 300 Einwände von Bewohnern mit dem Staatlichen Amt für Umwelt und Natur erörtert.
Dem Protest der Bürgerinitiativen gegen Gülle und Gestank haben sich der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Naturschutzbund (Nabu) und die Grüne Liga angeschlossen. Die Umweltverbände befürchten, dass die bei Realisierung des Projektes jährlich auszubringenden 13.000 Tonnen Gülle direkte Auswirkungen auf das nahe liegende Vogelschutzgebiet und Flussmoortal Peenetal haben könnte. Die Ausbringung erfolge im Einzugsbereich des Grund- und Oberflächenwassers, mahnte der BUND.
Die Bewohner sehen nicht nur die Umweltbedrohung durch die Gülle kritisch. „Die Anlage steht viel zu nah am Ort, wir müssen mit massiver Geruchsbelästigung rechnen“ sagt Torsten Amling von der BI. Außerdem schafften Anlagen dieser Art kaum Arbeitsplätze. Misstrauisch ist man auch, weil gegen den holländischen Investor C. van Sleuwen im Heimatland mehrere Gerichtsverfahren laufen, darunter wegen Verletzung des Tierschutzrechts und der Umweltschutzvorschriften.
Das Schweinemastprojekt ist nicht das einzige seiner Art im Mecklenburg Vorpommern. 18 Standorte hat die Landgesellschaft, eine Beratungsinstitution des Landes, identifiziert, alles Anlagen für mehrere tausend Tiere. Dabei ist dies keineswegs die in Deutschland übliche Form der Schweinehaltung; lediglich ein Viertel der deutschen Schweine stammen aus derartigen Großbetrieben, während in den umliegenden EU-Ländern die Massenhaltung mit mehreren tausend Tieren die Norm ist.
Bei vier der mecklenburgischen Standorte hatte der Protest der örtlichen Bevölkerung Erfolg; die Genehmigungen wurden zurückgezogen oder ruhen. Sollte der Protest in Medow ebenfalls erfolgreich sein, bedeutet das für van Sleuwen keineswegs das Aus; als Ausweichplatz ist schon der Ort Liepen in Mecklenburg-Vorpommern vorgeschlagen.
Grundsätzlich kommen die Schweinemastprojekte zu keinem günstigen Zeitpunkt. Der Schweinepreis liegt, und das schon seit über einem Jahr, mit knapp zwei Mark am Boden. Schuld sind das Misstrauen der Verbraucher, Ausfuhrprobleme und die Konkurrenz aus den Nachbarländern. Während trotz dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage in Mecklenburg-Vorpommern neue Anlagen diskutiert werden, protestieren in Düsseldorf Schweinehalter gegen die niedrigen Preise. Viel Erfolg werden sie damit wohl kaum haben; eine spürbare Besserung ist laut Agrarbericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums nicht in Sicht. Maike Rademaker
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