: Lambsdorff schwenkt auf Rot-Gelb
FDP-Chef Gerhardt gegen Spekulation über sozialliberale Koalition. Möllemann und Kubicki unterstützen Ehrenvorsitzenden
Hamburg/Berlin (AFP) – Der FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Gerhardt hat sich entschieden gegen innerparteiliche Spekulationen über eine Zusammenarbeit mit der SPD gewandt. Gerhardt distanzierte sich damit nachdrücklich vom FDP-Ehrenvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, der sich für eine Öffnung seiner Partei hin zur SPD ausgesprochen hatte. Lambsdorff selbst habe gerade erst einen „Verriss“ über die Steuerpolitik von Finanzminister Hans Eichel (SPD) veröffentlicht, der die „völlig konträren“ Vorstellungen beider Parteien verdeutliche. Er könne nicht verstehen, wie man gleichzeitig strategische Überlegungen über eine mögliche FDP/SPD-Koalition anstellen könne, fügte Gerhardt hinzu. Die Liberalen hätten bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen die Chance, stärker zu werden. Diskussionen über Koalitionsstrategien machten diese Chance jedoch zunichte. Sie bestätigten das „alte Vorurteil“ über die FDP, sie wolle nur „schnellstmöglich an die Macht“. Nach dem Scheitern der sozialliberalen Koalition unter SPD-Kanzler Helmut Schmidt 1983 hatte Lambsdorff den FDP-Übertritt zur Kohl-Regierung betrieben.
Der nordrhein-westfälische Spitzenkandidat Jürgen Möllemann sprach sich im Stern dafür aus, die „künstlich aufgebauten politischen Brandmauern zur SPD“ einzureißen. Die nordrhein-westfälische FDP will laut Stern ohne Koalitionsaussage in die Landtagswahl im Mai gehen. Ein NRW-Parteisprecher dementierte jedoch, Möllemann wolle den Sozialdemokraten nach den Landtagswahlen eine Zusammenarbeit anbieten. Auch der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, der sich für die Landtagswahl am Sonntag auf eine Koalition mit der CDU festgelegt hat, sagte dem Stern, für die Zeit nach der nächsten Bundestagswahl „wäre es Quatsch, wenn man nicht an die Zusammenarbeit mit der SPD denkt“.
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