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Musicalisches Ringelreihen

■ Nach dem Verkauf der Stella AG an die DEAG bleibt der Standort Hamburg erhalten, „Cats“ und das „Phantom“ nicht

Das Werbekonzept für das Musical Tanz der Vampire, das ab dem 31. März in Stuttgart aufgeführt wird, glänzt durch einen griffigen Spruch: „Schnell verlieben! Egal in wen!“ Das passt schon zur Stella AG, dem Musical-Konsortium, das Deutschland mit Aufführungen wie Cats, Phantom der Oper oder Starlight Express überzogen hat. Den Boom, den das Hamburger Unternehmen dadurch ausgelöst hat, konnte es aber leider nicht so richtig auskosten: Im vergangenen Herbst musste Stella die Pleite bekennen und vor das Insolvenzgericht gehen.

Seit am Wochenende bekannt wurde, dass die Deutsche Entertainment AG (DEAG) sich in Stella verliebt hat, brodelte die Gerüchteküche: Welche Standorte bleiben wohl erhalten? Was wird aus dem Operettenhaus auf der Reeperbahn und der Neuen Flora an der Stresemannstraße? Gestern stellte Peter Schwenkow, Chef der DEAG, klar, dass er weiter und verstärkt auf Hamburg setze. „Das Gerede vom Niedergang der Musicals ist falsch“ und verwies auf Berechnungen, nach denen er mit rund 6,2 Millionen Besuchern pro Jahr rechnen kann. Das Problem bei Stella seien nicht die Musicals selbst gewesen, sondern der „Einstieg in musicalfremde Geschäftsbereiche“, falsche Standortentscheidungen und der Wasserkopf der Verwaltung. Die Lösung, die Schwenkow anbietet, liest sich wie aus dem Lehrbuch für Firmensanierer: Die Konzernstruktur wird „verschlankt“, die Konzentration auf die „Kernkompetenzen“ verstärkt und „Synergieeffekte“ werden genutzt.

Anders gesagt: Für die 40 Millionen Mark, die die DEAG für die Stella AG bezahlt, verzichtet die Berliner Entertainment-Agentur auf Sauna-Betriebe ebenso wie auf die beigeordneten Gastronomie-Firmen. Statt dessen macht die DEAG, was sie am besten kann: Eintrittskarten verkaufen und Verträge verbessern. Dank des neuen Insolvenzrechts kann Schwenkow nämlich über nicht marktgerechte Verträge wie Mietvereinbarungen oder Lizenzgebühren neu verhandeln und Stella damit sanieren.

Den Standort Hamburg möchte die DEAG auf jeden Fall behalten. Wie lange aber Cats und das Phantom der Oper hier noch laufen, darauf mag sich Schwenkow nicht festlegen. Sollten die Aufführungen nicht mehr rentabel sein, werden sie durch andere Musicals ersetzt. Eine Art Ringtausch der Stücke wird bereit geplant. Dann läuft eben Die Schöne und das Biest auf der Reeperbahn.

Stella-Gründer Rolf „Bugsy“ Deyhle hatte ein Traum: Die Wüste Deutschland wollte er mit Musical-Theatern überziehen, den Besuchern mit konfektionierter Massenware viel Geld aus der Tasche ziehen und damit unglaublich reich werden. Wie sein Pendant Bugsy Siegel daran scheiterte, Las Vegas als – heute würde man sagen – Erlebnispark hochzuziehen und bereits unglücklich zu Tode gekommen war, als andere daran verdienten, geht es Deyhle. Er hat sich bei seinem Werk verspekuliert und ist erheblich ärmer als noch vor 15 Jahren. Die Gewinne schöpft die DEAG ab. Die Hoffnung auf eine musicalfreie Zone trog. Leider.

Eberhard Spohd

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