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Kuhhandel um Stoßzähne und Walfleisch

Schon Wochen vor der Artenschutzkonferenz in Nairobi drängen vor allem die Japaner auf eine Genehmigung des Handels mit bedrohten Tieren – denn dort sind Walfleisch und Elfenbein sehr begehrt ■ Von Katja Trippel

Ab 10. April geht es in Nairobi zur Abwechslung mal um das Wohl von Schmuck-Taranteln, Grauwalen, Elefanten und Buntfröschen. Zumindest vordergründig. VertreterInnen von 150 Staaten werden zehn Tage lang auf der elften Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (Cites) streiten und feilschen, für welche der seltenen Arten absolute Handelsverbote gelten sollen. Doch im Vorfeld machen schon die Lobbyisten, allen voran Japan, Druck für eine Lockerung des Abkommens.

Wer zwei Drittel aller Delegierten hinter sich bringt, setzt sich durch. Auch der EU-Ministerrat ringt noch um seine Linie zum Elfenbeinhandel. Das motiviert: Umweltverbände verschicken seitenweise Informationen über kulleräugige Schildkröten und Elefantenbabies. Und auch Jagd- und Fischereiverbände haben ihre Lobby-Maschinen angeworfen.

Ihnen geht es bei der Cites-Konferenz weniger um Tiere als um Jäger, Sammler oder Fischer. Der World Conservation Trust (IWMC) kämpft unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit für Interessen von Großwildjägern und Walfängern. IWMC-Präsident Eugene Lapointe – vor seiner Absetzung wegen dubioser Verbindungen zu Elfenbeinhändlern war er Cites-Generalsekretär – reist durch rund 60 überwiegend arme Länder und erzählt, dass die Schutzbestimmungen für Leoparden oder Bären verheerende Auswirkungen auf den Jäger haben – und auf den Jagd-Tourismus. Tatsächlich zahlen Trophäenjäger in Simbabwe für zwei Wochen Safari inklusive Abschuss eines Elefanten 30.000 Mark. Die Umweltschützer hingegen halten Fotosafaris für die nachhaltigere Einnahmequelle – und die setzt den Erhalt des Wildtierbestandes voraus.

Die Japaner wiederum sind ganz scharf auf Elfenbeinstempel und zahlen für ein Kilo Stoßzähne mindestens 140 US-Dollar. Wahrscheinlich wird Eugene Lapointe deshalb auf seinen Reisen auch den japanischen Vize-Fischereiminister Kameya treffen. Auch der sammelt gerade Stimmen. Als größtes Abnehmerland des weißen Goldes hat Japan gemeinsam mit Namibia, Simbabwe und Botswana bei der letzten Konferenz den Kompromiss ausgehandelt, dass 50 Tonnen Elfenbein nach Japan verkauft werden dürfen, die von Wilderern konfisziert oder beim Töten von so genannten Problemtieren gewonnen wurden.

„Das war eine Katastrophe für die Elefantenbestände“, urteilt Sandra Altherr von Pro Wildlife, „denn auch geringster Handel bringt die Wilderer auf Trab“. In der Praxis ist nur schwer zu kontrollieren, welches Elfenbein legal und welches illegal gewonnen wurde. Kenia und Indien wollen deshalb im April die Ausnahmeregelung wieder kippen.

Japan will außerdem wieder mit Mink- und Grauwalen handeln dürfen. Während die EU und die USA dagegen sind, stehen einige Karibik-Staaten dem zunehmend offener gegenüber. Kein Wunder: Japan investierte in 10 Jahren über 100 Millionen US-Dollar in dortige Entwicklungsprojekte. 1998 übernahm Japan für karibische Delegierte die Hotelkosten bei der Walfangkonferenz – diese bedankten sich mit Stimmen.

„Dieser Kuhhandel muss aufhören“, fordert Altherr. Auch die Bundesregierung hält die Elfenbeinregel für gescheitert, konnte aber ihre Position auf dem EU- Ministerrat vergangene Woche nicht durchsetzen – die Entscheidung wurde vertagt.

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