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Kampfansage per Inserat

■ Beamter in Rotenburg beschwert sich per Anzeige über Mobbing

Rotenburg/Wümme – Einen ungewöhnlichen Weg hat ein Beamter der niedersächsischen Stadt Rotenburg/Wümme gewählt, um sich über Mobbing am Arbeitsplatz zu beklagen. Der Leiter des Hochbauamtes der Stadt, Hans Peter Bauer (47), stellte sich per Anzeige in einem Anzeigenblatt als Mobbingopfer dar und schrieb: „Wenn auch Sie dauerhaft systematischen Feindseligkeiten und massiver Vernichtungsstrategie am Arbeitsplatz ausgesetzt sind, sollten Sie sich solidarisieren.“ „Ich finde es menschlich abscheulich, wie man mich mit Füßen tritt. Und streckenweise ohne Begründung“, sagte der Oberbaurat gestern.

Der 47-Jährige beschwert sich darüber, dass ihm seit etwa vier Jahren die Arbeit entzogen, er isoliert und in der Öffentlichkeit madig gemacht werde. „Ich mache mit viel Engagement Entwürfe für Hochbauten wie Schulen und eine Friedhofskapelle. Die werden aber regelmäßig von der Politik zertreten.“ Egal, was er mache, seine Entwürfe seien zu teuer oder zu billig. Der CDU wirft er vor, sie strebe Privatisierungen an und wolle Aufträge an externe Büros vergeben. Berichten zufolge liest der Beamte mit einem Gehalt von rund 8.000 Mark den ganzen Tag im Büro Zeitung und Bücher. Der Oberbaurat ist sich sicher, dass seine Entwürfe nicht zu teuer oder zu billig sind, sondern korrekt. „Niemand hat bisher bewiesen, dass meine Arbeit schlecht ist.“

Der stellvertretende Bürgermeister, Hartmut Leefers (CDU), sieht in dem Vorgang „ein persönliches Problem von Herrn Bauer“. Die Sache sei so verfahren und so daneben, „es muss eine Lösung gefunden werden, die für alle vertretbar ist“. Die Anzeige des Oberbaurats sei der Sache nicht dienlich. „Wir werden uns sicherlich darum kümmern müssen. Den Weg kann und möchte ich aber nicht beschreiben“, sagte Leefers.

Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende und stellvertretende Kreisvorsitzende, Heinz-Günter Bargfrede, bestätigte, dass die CDU-Ratsfraktion für Bauvorhaben gelegentlich Gegenentwürfe von Rotenburger Büros eingeholt habe, um zu prüfen, ob sie günstiger seien. „Es ist aber nichts Persönliches“, versicherte er. Außerdem könne die CDU-Fraktion sowieso nicht allein entscheiden, Rot-Grün habe im Rat die Mehrheit.

Bauer ist bereit, für seine Aktion die Folgen – möglicherweise ein Disziplinarverfahren – zu tragen. „Ich bin gesprächsbereit, möchte arbeiten und etwas bewegen.“ Man solle doch mit ihm ein klares Wort reden. Und er räumt ein, dass er auch seine Ecken und Kanten habe. „Ich bin sicher nicht so glatt, wie man sich einen Beamten wünscht.“ dpa

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