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Profi im Geldsammeln

Ein neuer Beruf gewinnt auch in Deutschland langsam Konturen: Fundraiser können sich an einer Frankfurter Akademie weiterbilden. Absolventen werden sicherer im Umgang mit den Fundraising-Instrumenten

Wir sprachen mit Friedrich Haunert, Mentor für die Akademie-Regionalgruppe Berlin und Leiter den Fundraisingservice des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

taz: In den USA gibt es die Ausbildung zum Fundraiser schon seit Jahren. Jetzt erst wurde hier eine Fundraising-Akademie gegründet. Warum so spät?

Friedrich Haunert: Vorangegangen sind längere Diskussionen in der Szene. Es gab beispielsweise Überlegungen, die amerikanische Fundraisingschool nach Deutschland zu holen und wie in Österreich mit amerikanischen Referenten anzubieten. Doch lassen sich die amerikanischen Fundraisingmethoden nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen. Zudem haben die Gespräche zwischen den verschiedenen Partnern – der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sozialmarketing, dem Deutschen Spendenrat und dem Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik – einige Zeit in Anspruch genommen.

Auch hat man sicherlich erst heute eine entsprechende Nachfrage nach solch einer berufsbegleitenden Ausbildung. Das wäre vor fünf Jahren noch nicht der Fall gewesen. Es gab einfach noch keinen so großen Arbeitsmarkt für ausgebildete Fundraiser.

Was ist das Neue daran?

Bislang waren die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter von Non-Profit-Organisationen allein auf Fortbildungen freier Agenturen und Fortbildungseinrichtungen angewiesen, auf Wohlfahrtsverbände und den PR-Bereich, beispielsweise zum Thema Marketing. Es gab bisher in Deutschland noch keine solcherart gebündelte berufsbegleitende Ausbildung, die das gesamte Spektrum umfasst und mit einem Zertifikat endet. Und es gab keine Ausbildung, die das gebündelte Wissen der beteiligten Partner zusammengefasst hätte. Einzelne Fortbildungen können immer nur einzelne Aspekte abdecken. Die Fundraising-Akademie kann demgegenüber die führenden Dozenten aus Deutschland zusammenbringen und auch ein entsprechend fundiertes Angebot machen.

Welchen Markt sehen Sie?

Gemeinnützige Organisationen müssen sich immer stärker um zusätzliche Mittel aus privaten Quellen bemühen, was eine Professionalisierung ihres Fundraisings erforderlich macht. Der Wettbewerb auf dem Spendenmarkt nimmt zu, und somit wächst der Markt für ausgebildete Fundraiser, was sich an den Stellenangeboten ablesen lässt, sodass die Absolventen recht gute Perspektiven haben.

Für wen ist diese Ausbildung gedacht?

Für Menschen, die in diesem Bereich schon haupt- oder ehrenamtlich tätig sind, also Fundraiser, die eine entsprechend umfassende Ausbildung berufsbegleitend in Anspruch nehmen wollen. Aber auch Führungskräfte in Non-Profit-Organisationen oder zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeiter in Verbänden und Kirchen. Sie bearbeiten während der Ausbildung ein Praxisprojekt ihres Arbeitsfeldes.

Was soll die Ausbildung bewirken?

Es werden Qualitätsstandards eingeführt, an denen sich auch andere Ausbildungseinrichtungen messen müssen. Eine staatliche Anerkennung ist angestrebt, womit das Berufsbild des Fundraisers in Deutschland etabliert wird. Es ist also ebenfalls eine berufspolitische Maßnahme, die den Berufsstand des Fundraisers sowie dessen Arbeitsbedingungen verbessern wird.

Aber auch Spender haben einen Nutzen, in dem sie noch größeres Vertrauen in die Qualität und Seriosität der Mittelbeschaffung bei den Organisationen, die sie fördern, haben können.

Welche Chancen eröffnet sich damit für die Absolventen?

Sie erwerben eine Fülle wichtiger Kompetenzen, fachliche, kommunikative und soziale, aber auch Führungskompetenzen. Sie werden damit auf dem Arbeitsmarkt bessere Karten haben gegenüber Mitbewerbern. Darüber hinaus haben die Absolventen den Vorteil, dass sie in der Anwendung der einzelnen Fundraising-Instrumente sicherer und damit auch professioneller werden, was die Wertschätzung ihnen und ihrer Arbeit gegenüber steigern könnte. Wenn sie schon für Organisationen tätig sind, haben diese natürlich auch Vorteile davon, denn sie verfügen dann über gute, auf einem qualitativ hohen Niveau ausgebildete Mitarbeiter.

Interview: Katrin Stegmüller

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