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Toller Erfolg

betr.: Landtagswahl in Schleswig-Holstein

Mit den Bündnisgrünen geht es aufwärts! Nur ein Viertel der Wähler verloren statt die Hälfte wie bei vielen Wahlen im letzten Jahr! Echt toll, wie die Wähler die grüne Politik in Kiel und vor allem in Berlin honoriert haben!

Drittstärkste Partei? Die FDP beerben? War da mal was? All die Anpassungsleistungen von Metzger, Müller und Schlauch im letzten Jahr für eine wirtschaftsliberale Ausrichtung der Grünen – umsonst. Die liberalen Wähler sind einfach beim Original geblieben!

Die feinen Anzüge von Fischer & Co – nix sollte mehr sein mit Bürgerschreck. Eine normale, nette, ordentliche Partei sollte B’90/ Grüne werden. Und was passiert? Gerade da kommen Kohl, Kanther, Glogowski &Co. mit ihren großen und kleinen Skandalen und machen deutlich, was „normale Parteien“ in unserem System eben so sind.

Von der „Flick-Affäre“ haben die Grünen als „Alternative zu den Altparteien“ noch stark profitiert. Warum tun sie das jetzt nicht als einzige Partei mit unkorrumpierter Vergangenheit? Nun: Viele frühere Grünwähler halten sie jetzt tatsächlich für eine normale Partei. Für eine kleine Partei ohne spezielle Wählerklientel, die gerade wegen ihrer Vertretung ökologischer, sozialer und pazifistischer Allgemeininteressen gewählt wurde, könnte dies tödlich sein. HORST SCHIERMEYER, Zittau

Enttäusschend, wie die Presse die Bewertung der Wahlergebnisse auf den schlichten Nenner herunterstutzt: Der Spendenskandal der CDU macht Heide Simonis’ Wahlsieg möglich.

Natürlich hätte Rühe im Norden gewonnen, wenn auch dort im Herbst 99 Landtagswahlen stattgefunden hätten. Damals haben die nur vermeintlich so mündigen Bürger/Wähler (von Sachsen abgesehen) die neue Regierung abgestraft, ganz egal ob (im Mai beginnend) bei der Wahl zum Europaparlament, bei Landtags- oder Kommunalwahlen (nur in Köln konnte man den Wechsel eindeutig nachvollziehen). Obwohl die Arbeitnehmer nun steuerlich mehr oder weniger entlastet wurden, nahm man der Regierung sehr übel, dass sie nicht umgehend alles reparierte, was in 16 Jahren unter Kohl so dahin – ausgesessen worden war.

In Schleswig-Holstein kommt nun wieder eine allgemein fairere Beurteilung von Regierungsarbeit, ob in Kiel oder Berlin, zum Tragen. Nachdenklich macht trotzdem das relativ gute Abschneiden der CDU, die so womöglich zu der Ansicht kommen könnte, eine wirklich radikale programmatische Erneuerung gar nicht mehr anstreben zu müssen.

Genau so überrascht das FDP-Ergebnis, wo diese Partei doch in letzter Zeit lediglich mit ihrer scheinheiligen, populistischen Ökosteuer-Protestaktion im Januar auffiel. Ja und natürlich durch Frau Wagner, Stellvertreterin von Ministerpräsident Koch, die das ihr liebgewonnene Amt nicht hergeben will. Und dann erdreistet sich Herr Westerwelle jetzt am Wahlabend zu sagen, die Grünen hingen in Schleswig-Holstein „am Tropf der SPD“. Ausgerechnet die FDP, die 16 Jahre mit der CDU/CSU bangend, ob es für sie über die Fünfprozenthürde reicht, schwätzt nun durch ihren Generalsekretär so dumm daher.GÜNTER SCHMIDT, Reilingen

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