Interieur aus Finkenwerder

Nur Teile der A3XX-Endmontage in Hamburg? Airbus: Mühlenberger Loch müsste trotzdem zugeschüttet werden  ■ Von Gernot Knödler

In der Gerüchteküche um den Riesen-Airbus A3XX köchelt eine neue Suppe. Wie die französische Wirtschaftszeitung La Tribune erfahren haben will, soll das Airbus-Werk in Hamburg nur den Innenausbau des Mega-Fliegers übernehmen, das Werk im südfranzösischen Toulouse den Rest bekommen. Airbus-Sprecher Theodor Benien wollte diese Information gestern nicht bestätigen. Sollte es jedoch tatsächlich zu einer solchen kleinen Lösung kommen, so der Sprecher, müsste das Dasa-Werk in Finkenwerder trotzdem erweitert und gut ein Fünftel des Mühlenberger Lochs zugeschüttet werden.

Den Kompromiss hätten Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp und Frankreichs Premierminister Lionel Jospin Mitte Januar ausgehandelt, berichtete La Tribune gestern unter Berufung auf übereinstimmende Angaben aus Industriekreisen. Demnach würde Airbus ein Produktionskarussel in Gang setzen: Die vierstrahligen Flieger würden in Toulouse zusammengesetzt, nach Hamburg geflogen, dort mit einer Innenausstattung versehen und für Flugtestes wieder nach Südfrankreich gebracht – um dann zum Teil wieder von Deutschland aus verkauft zu werden.

La Tribune weist auf die Mehrkosten hin, die ein solches Verfahren mit sich brächte. So müssten etwa die Triebwerke für den A3XX weitaus früher bestellt werden als bei einer Lösung, bei der die Flugzeuge an einem Ort endmontiert würden. Die Triebwerke tragen ein Viertel zu den gesamten Baukosten bei.

Airbus-Sprecher Benien betonte allerdings, es sei nach wie vor nicht entschieden, ob und wo der Riesen-Airbus gebaut würde. Er erwarte jedoch eine Entscheidung bis zur Jahresmitte. Der A3XX erfülle die technischen Forderungen der Fluggesellschaften und er sei „wirtschaftlich machbar“, so der Sprecher. Seit Anfang des Jahres verhandle das Konsortium daher intensiv mit den Airlines. Benien: „Wenn der Markt grünes Licht gibt, wird das Flugzeug gebaut.“

Bislang haben 20 Fluggesellschaften nach Angaben der Dasa „ernsthaftes Interesse“ für den Super-Airbus gezeigt. Der Konzern muss allerdings noch ausloten, ob sich das Interesse in festen Käufen niederschlägt, ehe er das große Investitionsrisiko eingeht. Die Entwicklungskosten für den Großraum-Jet, der 650 PassagierInnen Platz bieten soll und pro Stück rund 400 Millionen Mark kosten wird, betragen rund zwölf Milliarden Dollar.

Mit dem Mühlenberger Loch würde unstrittigerweise ein international bedeutendes Süßwasserwatt zugeschüttet. Es beherbergt Arten, die ausschließlich an der Unterelbe vorkommen, und ist ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Naturschützer bezweifeln, dass eine Verkleinerung des Watts anderswo ausgeglichen werden kann.