: Simbabwes Regierung sind die Fluten egal
Präsident Mugabe holt weder seine Hubschrauber aus dem Kongo-Krieg zurück, noch zahlt er Simbabwes Schulden gegenüber Mosambik. Stattdessen destabilisiert er Simbabwe mit organisierten Landbesetzungen
BERLIN/JOHANNESBURG taz ■ Nicht nur die reichen Länder helfen den Flutopfern in Mosambik, auch bitterarme Nachbarländer tun ihr Teil. Malawi schickt 50.000 Tonnen Mais, Sambia zwei Flugzeuge voller Lebensmittel und Medikamente. Nur ein Land bleibt stumm: Simbabwe, dessen Bevölkerung zwar in vier der acht Provinzen auch unter den Fluten leidet, dessen Regierung sich aber weder darum noch um das überschwemmte Nachbarland Mosambik schert.
Simbabwe hätte durchaus die Mitttel, sich und anderen zumindest in Ansätzen selbst zu helfen, denn es verfügt über eine funktionsfähige Luftwaffe. Die aber führt Krieg in der Demokratischen Republik Kongo, und Präsident Robert Mugabe denkt gar nicht daran, seine Hubschrauber heimzubeordern. Lieber fährt er selber hin, wie am Wochenende, als er in Kongos Hauptstadt Kinshasa eine Rede über den Krieg hielt, während sich der Rest des südlichen Afrika Gedanken über die Flutkatastrophe machte.
Eine Rolle mag dabei auch spielen, dass der von den Fluten besonders betroffene Osten Simbabwes an der Grenze zu Mosambik als besonders regierungskritisch gilt. Bislang sind lediglich zwei Hubschrauber im Einsatz, um die notleidende Bevölkerung zu versorgen. Zwei weitere hat sich der Präsident vorbehalten: In einem fliegt er selbst durch das Katastrophengebiet, ein zweiter transportiert das Team des staatlichen Fernsehens, das die beherzten Einsätze des Präsidenten verewigen darf.
Zugleich hat Mugabe für weiteren Aufruhr gesorgt. Weil er vor kurzem ein Referendum über eine neue Verfassung verlor und nun um seinen Stuhl fürchten muss, hat er zum wiederholten Male die landlosen schwarzen Kleinbauern aufgehetzt. Seit einer Woche haben sie massenhaft Einzug auf weißen Farmen gehalten und das Land zu ihrem eigenen erklärt. Über 200 Farmen sind inzwischen besetzt.
Leiter der Aktion ist gar kein armer Landloser, sondern Chenjerai Hunzvi, führender Manager der Firma Zexcom, gegen den wegen Unterschlagung von drei Millionen Dollar ermittelt wird. Presseberichten zufolge werden die Besetzungen von Aktivisten der Regierungspartei und Geheimdienstlern koordiniert. Die Regierung, die sonst gegen Opposition hart vorgeht, hat die Besetzungsaktionen zu friedlichen Protesten erklärt und ermutigt zugleich die Besetzer: Sie hat verkündet, trotz des verlorenen Verfassungsreferendums eine Klausel der abgelehnten Verfassung in Kraft zu setzen, die dem Staat die entschädigungslose Enteignung von Land erlaubt.
Die Situation, die von Farmervertretern als „Anarchie“ bezeichnet wird, macht es unmöglich, Simbabwe mit seiner guten Infrastruktur als Basis für humanitäre Hilfe in Mosambik zu nutzen. Gerade in Zentralmosambik, wo jetzt Deutschland helfen soll, würde sich dies geografisch anbieten. Simbabwes staatliche Elektrizitätsgesellschaft schuldet Mosambik übrigens 25 Millionen US-Dollar für Stromimporte, die in Naturalien abgestottert werden sollen – also Dinge wie Lebensmittel, die Mosambik jetzt sehr gut gebrauchen könnte.
DOMINIC JOHNSON,
KORDULA DOERFLER
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