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Männer, die armen Schweine

Der neueste Dreh im Feminismus: die Männer als Opfer von Globalisierung und Medienwelt zu entdecken. Ist es der Mann, der heute in der Krise steckt?

von BARBARA DRIBBUSCH

Sie galten als Helden, als Eroberer des Weltraums. Doch in Wirklichkeit waren sie nur lebende Versuchskaninchen, gewindelt, ohne Möglichkeit, ihr Raumschiff eigenmächtig zu steuern, abhängig von der Bodenstation auf Mutter Erde. Die Nasa-Astronauten waren keine Supermänner, sondern Objekte einer Medienöffentlichkeit, die nach neuen männlichen Rollenbildern verlangte.

Männer als Opfer – das ist das Thema der US-amerikanischen Feministin Susan Faludi, die mit ihrem Buch über die „betrogenen Männer“ in den angelsächsischen Ländern Furore machte und deren Thesen auch hierzulande aufgegriffen werden.

Den Vorwurf der Feministinnen, dass die Männer als die Herrschenden keine Macht abgeben wollen, lässt Faludi nicht mehr gelten. „Die Männer weigern sich nicht, die Zügel aus der Hand zu geben, sondern die meisten haben die Zügel längst verloren“, sagt Faludi.

Männer seien mehr noch als Frauen Opfer der Globalisierung und einer Mediengesellschaft, die sie nicht mehr kontrollieren können. Faludi schreibt über den Stahlarbeiter, der im Zuge der Deindustrialisierung seinen Job verloren hat. Sie sprach mit dem Schauspieler Sylvester Stallone, der süchtig war nach Bodybuilding und schließlich zum Gefangenen seines Spiegelbildes wurde. Sie interviewte Kody Scott, den schwarzen Chef einer Straßengang in Los Angeles, der erst als Sexsymbol mit grimmigem Blick, nacktem Oberkörper und einer halbautomatischen Waffe in der Hand zu Ruhm kam.

Auch in Deutschland werden im Zuge des wirtschaftlichen Wandels neue männliche Rollenbilder konstruiert und alte zerstört. Das Bild des Industriefacharbeiters, der anfassbare Produkte herstellt und als Haupternährer der Familie gilt, wird abgelöst durch neue Mythen. Die Medienberichte über „Sieger“, über erfolgreiche Jungunternehmer im High-Tech-Bereich beispielsweise, seien „stark mit männlichen Rollenbildern erfüllt“, sagt der Kölner Männerforscher Thomas Gesterkamp.

Die Siegermythen von erfolgreichen Managern und Jungunternehmer verschleiern die Wirklichkeit. Der Arbeitsalltag vorm PC oder in endlosen Meetings ist sehr viel langweiliger als die Wirtschaftszeitungen verraten. Manager werden leichter ausgetauscht als früher. Und die Mehrheit der Beschäftigten hat ohnehin weder als Selbständiger noch im IT-Bereich eine Chance.

Doch die Gewinnermythen setzen vor allem Männer unter Druck. Besonders schwer haben es Männer in Milieus, in denen eine ausgeprägte Macho-Kultur herrscht, die aber auf dem Jobmarkt keine Chance haben. Nach einer Studie des Kriminologen Christian Pfeiffer sind auch in deutschen Städten junge männliche Migranten überdurchschnittlich gewaltbereit: Diese Männer sind oftmals schlecht ausgebildet, kommen aber aus einer Kultur, in der ein Mann sozial dominieren muss. Ihr männliches Rollendilemma ist kaum zu lösen.

Susan Faludi: „Stiffed. The Betrayal Of The Modern Man“. Chatto &Windus, London

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