große bankenfusion
: LETZTE RETTUNG KARTELLAMT

Nun ist es also endlich passiert, die große Fusion im deutschen Bankengewerbe. Börsianer hatten schon seit Monaten und Jahren gefordert, dass sich im Finanzsektor wieder etwas tun müsse. Und nun haben sich die beiden Branchenherrscher einen Ruck gegeben: Allianz AG und Deutsche Bank haben einen Deal eingefädelt, die Deutsche fusioniert mit der Dresdner zur größten Bank der Welt.

Der Aktienkurs der beteiligten Firmen steigt um bis zu 20 Prozent. Die Deutschen sind endgültig fit für den Kampf mit jedem globalen Konkurrenten, die Allianz kriegt Millionen von Privatkunden übertragen, alle Beteiligten steigern den Wert ihrer wechselseitigen Beteiligungen – und das dank der projektierten Unternehmenssteuerreform steuerfrei – Kapitalistenherz, was willst du mehr?

Diejenigen, die auf der Haben-Seite dieser Bilanz stehen, dürfen also wohlgemut die Sektkorken knallen lassen. Anders sieht es für den Rest der Republik aus. Wenn diese Pläne die Hürde der Aufsichtsräte in den Konzernen nehmen, können nur noch die Kartellbehörden von Bund und Europäischer Union helfen. Denn mit dem Zusammenschluss von Dresdner und Deutscher Bank entstehen in vielen deutschen Konzernen neue Mehrheiten beim Stimmrecht auf den Hauptversammlungen. Vor allem wenn die angelegten Milliarden der Allianz Versicherung mit dazugezählt werden, können höchstens noch die internationalen Anlagefonds dagegenhalten.

Wenn schon Fusionen und riesige weltweite Finanzkonzerne, dann müssen wenigstens Gesetze her, die deren Einfluss auf die restliche Geschäftswelt begrenzen. Hier ist vieles denkbar – von Stimmrechtsbegrenzung auf Hauptversammlungen, Begrenzung der Aufsichtsratsmandate für eine Firma bis zur Entflechtung des deutschen Industriefilzes. Doch wird man wohl auf solche Schadensbegrenzung vergeblich warten, denn neben der Macht in den deutschen Großunternehmen wird auch der Einfluss auf die Politik zunehmen. Wirtschaftspolitik wird gegen das Finanztrio weniger möglich sein denn je. Ihr Anlagevermögen geht in die Billionen Mark. Wer kann da noch Nein sagen, in welcher Partei auch immer? Noch dazu, wenn die Finanzriesen ihre Bataillone in der Industrie mit mobilisieren?REINER METZGER