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Zur Kasse, Schätzchen!

Am Aschermittwoch ist nach Meinung Merkels auch die Spendenaffäre vorbei. Sie irrt: Uschi Glas und Berti Vogts spenden für die Kohl-Kollekte. Der Ex-Kanzler nimmt Hypotheken auf sein Eigenheim auf

BERLIN taz ■ Die Faschingsscherze nehmen kein Ende. Altkanzler Helmut Kohl (CDU) will zur Wiedergutmachung in der CDU-Spendenaffäre auch sein Eigenheim in Oggersheim mit einer Hypothek belasten, meldet die Wirtschaftswoche. Offenbar fließen die Spenden aus der Industrie doch nicht so reichlich. Angeblich haben auch Uschi Glas und Berti Vogts ihr Scherflein zu den sechs Millionen Mark beigetragen, mit denen Kohl das Los seiner Partei lindern will.

Mit dem Ende der Karnevalssession läuten die Unionsparteien CDU und CSU aber auch das Ende ihrer Zerknirschung über die Spendenaffäre ein. „Nach dem Aschermittwoch ziehen wir nicht mehr das Büßerhemd, da ziehen wir den Kampfanzug an“, kündigte der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber in Passau an – und 8.000 Parteianhänger in der überfüllten Nibelungenhalle jubelten. Auch der brandenburgische CDU-Chef und Innenminister Jörg Schönbohm rief die Konservativen an die Front: „Weg von der Selbstkritik und Selbsterfahrungsgruppe – hin zur politischen Kampfgemeinschaft für unser Vaterland!“

Da trifft es sich gut, dass auch die CDU nach Ansicht ihrer Generalsekretärin Angela Merkel ausreichend Aufklärungsarbeit geleistet hat. Mit der Aufdeckung der Unregelmäßigkeiten in den vergangenen zehn Jahren „sind wir fertig“, sagte Merkel am Mittwoch bei der Aufzeichnung der Sendung „Was nun ...?“.

Merkel ließ außerdem erstmals erkennen, dass sie zu einer Kampfkandidatur um den CDU-Parteivorsitz bereit ist. In der Bild-Zeitung sagte sie: „Es spricht nicht gegen, sondern für das demokratische Prinzip, wenn sich mehrere Kandidaten um ein Amt bewerben. Ich sehe darin nichts Negatives.“ Der neue Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Friedrich Merz, sieht Merkel bereits als Siegerin. „Alles andere wäre der Partei nur schwer zu erklären.“

Hoffnungen durfte sich am Aschermittwoch aber auch ein Unionspolitiker machen, der als Weggefährte Helmut Kohls vermutlich längst alle Hoffnungen auf neuen Ruhm hat fahren lassen. Als Stoiber sich in Passau so recht in Fahrt geredet hatte, schlug er den früheren Bundesfinanzminister Theo Waigel für den Chefposten des Internationalen Währungsfonds vor. „Das wäre eine Adresse gewesen“, erklärte ausgerechnet Waigel-Gegner Stoiber. Womöglich war das Publikum zu diesem Zeitpunkt bereits zu angeheitert, um zu erkennen, dass es sich bei dem Vorschlag nur um eine Fiesheit auf Kosten Waigels handeln konnte. Wenige Schlucke später bezeichnete Stoiber prompt auch den jetzt von der Bundesregierung vorgeschlagenen Kandidaten Horst Köhler als „erste Adresse“. Es war nicht das erste Mal, dass der Stoiber Edi den Waigel Theo fallen gelassen hat – nur so schnell ist es noch nie gegangen.

PATRIK SCHWARZ

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