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Es ist Charlie-Time

Aus dem Tetra-Pak zieht am Besten: Parallel zum „Hamburger Weinsalon“ steigt in St. Pauli die „Fachmesse des üblen Getränkes“  ■ Von Peter Ahrens

Jens-Peter Hirsch ist einer, dem man beim Thema Bacardi Cola nichts mehr vormachen kann. Er hat über Jahre sämtlichen Nuancen des zu Unrecht von vielen naserümpfend als „Prollgetränk“ verunglimpften Frischmachers nachgespürt und weiß, wovon er redet, wenn er sagt: „Am besten schmeckt es aus dem Tetra-Pak – das zieht einfach besser weg als aus der Dose.“ Wenn die Weinkenner an diesem Wochenende in der Börse am Adophsplatz beim „Hamburger Weinsalon“ die Bouquets des neuen südafrikanischen Kultweines „Mont du Toit“ überprüfen, findet parallel in mehreren Kneipen auf dem Hamburger Berg in St. Pauli die so genannte „Fachmesse des üblen Getränkes“ statt.

Hirsch und sein VeranstalterInnen-Team nehmen mit diesem Titel selbstironisch auch den eigenen Geschmack aufs Korn. Dabei ist es ihnen durchaus ernst. Sie verweisen darauf, dass gerade an Sonnabenden auf der Reeperbahn erheblich mehr Sangria (selbstverständlich nur mit Strohhalm aus dem Eimer) getrunken werde als Cabernet Sauvignon. Aussagen, die das Messeteam inzwischen auch wissenschaftlich hat belegen lassen. Hirsch hat dafür extra ein Gutachten bei der Holsten-Brauerei in Auftrag gegeben. Auf bunten Grafiken wird der interessierten LeserIn der Studie dabei deutlich gemacht, dass speziell ab etwa drei Uhr morgens die Kurve der Astra-TrinkerInnen sich umgekehrt proportional zu der von Bordeaux-KonsumentInnen verhält.

Trotzdem, und das ist die Klage der VeranstalterInnen, werde um „Wein immer so ein Bohei gemacht“. Dass es auch bei Wodka Feige unterschiedliche Geschmacksempfindungen gibt (Hirsch: „Je nachdem, wann und wo getrunken wird, wird das Getränk manchmal als wohltuend, manchmal als dämpfend wahrgenommen“), werde gerade von den Medien gern totgeschwiegen. „Es gibt in der veröffentlichten Meinung ein Schweigekartell – nur weil Chefredakteure vermutlich eher Weintrinker sind“, beschwert sich der 34-Jährige.

Die Fachmesse soll daher ein Schritt auch hin zu mehr Öffentlichkeit sein. Nicht nur die bekannten Klassiker wie Charlie, Korea oder Berentzen Appelkorn werden dem Fachpublikum präsentiert, es wird auch Weltneuheiten gegeben. Daraus machen Hirsch und sein Team aber noch ein Geheimnis. Fest steht: Die Dose Hansa-Pils soll zwischen vier und fünf Uhr morgens nur 40 Pfennige kosten – ein Bonbon für die treuen BesucherInnen. Auch davon verspricht sich die Messe einen gewissen Lockreiz. Höhepunkt soll das inzwischen schon traditionelle Dosenschießen werden – „immer wieder eine echte Gaudi“, verspricht Hirsch, ohne zu viel zu verraten. Kenner wissen Bescheid.

Gespannt ist Hirsch, ob das Experiment mit der eher ungewöhnlichen Location funktionieren wird. „Wir haben den Hamburger Berg mal ausgewählt, obwohl wir natürlich wissen, dass hier normalerweise erleseneres Publikum verkehrt.“ Da die Messe jedoch aufgrund terminlicher Missplanung mit der Echo-Verleihung im Congress Center kollidierte und der Weinsalon die Börse gebucht hatte, musste Hirsch auf den eher unpopulären Standort ausweichen. „Im kommenden Jahr sind wir im Landhaus Scherrer“, gelobt er jedoch für 2001 Besserung.

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