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Warum Stefan Krawczyk 1988 die DDR verlassen musste

Noch im Dezember 1997 gestand er in einem taz-Interview: „Ich kann nicht dran denken, dass ich für irgendwelche Leute ein Symbol bin des aufrechten Gangs.“ Kurz darauf wurde er von den Sicherheitsbehörden der DDR verhaftet, denn er war, ob er wollte oder nicht, einer, der für viele Oppositionelle gegen das SED-Regime ein Held war. Geboren 1955 im thüringischen Weida, Kind einer proletarischen Familie, Abitur, Studium der Musik in Weimar. 1984 ging er, als eben ausgezeichneter Bertolt-Brecht-Interpret, nach Berlin. Seine Karriere im Arbeiter-und-Bauernstaat als Bänkelsänger des Wahren & Schönen währte nur kurz. 1985 erhielt er Berufsverbot. Auf einer Veranstaltung hatte er gewagt, einen Satz von Rosa Luxemburg zu zitieren – das war den realsozialistischen Kulturzensoren zu viel der Anstiftung zum Nachdenken. Das DDR-Mahlwerk sorgte schließlich dafür, dass die meisten Pfarrer und Gemeindevorsteher Krawczyk nicht mehr einluden. Anfang 1988 wurden er und seine damalige Frau, die Filmemacherin Freya Klier, verhaftet. Deren Anwalt Wolfgang Schnur legte beiden nahe, sich in die BRD abschieben zu lassen. In Westdeutschland angekommen, wurden sie des Verrats an der DDR-Opposition bezichtigt. Schnur wurde später als Stasi-Agent enttarnt; Krawczyk und Klier trugen keinen Makel davon. In der BRD profilierte sich Krawczyk im Gegensatz zu vielen anderen nicht als notorischer DDR-Vergangenheitsbewältiger. 1996 erschien sein erster Roman mit dem Titel „Das irdische Kind“, nun ist sein drittes Buch veröffentlicht worden: „Steine hüten“. FOTO: GEZETT

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