Auf Du und Du mit der Hydroakustik
: Horch und blubb

■ STN sponsort Lehrstuhl für Hydroakustik an der Hochschule

Wenn ich von der Klospülung meines Nachbarn aufwache, könnte ich das zwar als einen Fall von Hydroakustik bezeichnen. Eigentlich bezeichnet der Begriff allerdings einen Forschungsbereich in der Physik. Einen Bereich mit ernsthaften Nachwuchssorgen.

Das liegt zum einen am allgemein rückläufigen Interesse an ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen, wo die Studierendenzahlen in den vergangenen Jahren um bis zu 70 Prozent zurückgegangen sind. Zum anderen hat die Hydroakustik an deutschen Hochschulen keine Tradition: Weil ihre sonartechnischen Produkte vor allem von militärischer Bedeutung sind, galt das Forschungsgebiet seit dem Zweiten Weltkrieg als anrüchig – „gesellschaftspolitische Berührungsängste“ nennt das Manfred Siegel, Qualitätssicherer bei STN Atlas. Dabei lassen sich sonartechnische Systeme nicht nur zur Zielortung von Kriegsschiffen sondern auch für die Hydrografie, die Exploration von Bodenschätzen, in der Fischereitechnik und bei der Wracksuche verwenden. Zum Beispiel wurde die gesunkene Ostseefähre „Estonia“ mit einem Sonar von STN gefunden.

Damit die technische Entwicklung nicht stehen bleibt, stiftet STN der Hochschule Bremen nun eine Professur. Hoschulrektor Ronald Mönch, bekanntermaßen nicht von Berührungsängsten mit der Wirtschaft geplagt, freut sich über die erste Stiftungsprofessur, bei der der Stifter nicht nur Personalkosten übernimmt, sondern auch in die Laborausstattung investiert.

1,75 Millionen Mark steckt STN in die Anschubfinanzierung der Professur im neuen „Internationalen Studiengang Technische Physik/Bionik“; eine weitere Million kommt aus Bundesmitteln hinzu. Nach fünf Jahren muss die Hochschule den Lehrstuhl dann aus eigenen Mitteln finanzieren. Mönch ist zuversichtlich, dass das durch die Umwidmung von Stellen zu erreichen ist: „Wir haben in den letzten Jahren fast 40 Prozent unserer Stellen in zukunftsweisende Bereiche verschoben.“ Mit dem neuen Studiengang hofft er, zum Wintersemester 2001/2002 20 neue Studierende zu gewinnen: „Vielleicht zehn Deutsche und zehn aus dem Ausland. Wenn es vierzig werden, schicke ich sie aber auch nicht wieder weg.“

Für sie ist ein Auslandssemes-ter obligatorisch, auch Praktika gehören dazu. Manfred Meyersieck, Leiter von STN Naval Systems, freut sich schon auf die Studenten, die er nach dem Dip-lom gern an die Firma binden würde. Aber STN will auch von den Entwicklungen des neuen Bereichs profitieren, den Manfred Siegel offen „unsere virtuelle Forschungsabteilung“ nennt.

Ronald Mönch fürchtet indes nicht um die Freiheit der Forschung: STN habe keine inhaltlichen Bedingungen an die Finanzierung geknüpft; auch über die Laborausstattung entscheide die Hochschule allein. „Die Hochschule beantragt die Forschungsinhalte bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Aber wir werden natürlich in den Antrag das schreiben, wodurch vor Ort zum gemeinsamen Nutzen am meisten bewirkt werden kann.“ Der Rektor setzt auf einen gleichberechtigten Dialog mit STN „und anderen Unternehmen.“ not