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Schoko nicht mehr in Butter

Das Europäische Parlament zerstört das Reinheitsgebot für Schokolade: Jetzt darf der Verbraucher Borneotalg und Palmöl schlucken. Das freut die Schokomultis und ärgert die Kleinunternehmen

BRÜSSEL taz ■ Schon länger hat der Schokohase sein Päckchen zu tragen: Als umgegossener Weihnachtsmann gilt er als Symbol für eine traditionslose, ja gottlose Zeit. Seit gestern muss er sich auch noch sagen lassen, er sei aus Borneotalg und schuld daran, wenn die Kakaopflanzer an der Elfenbeinküste ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken können. In leidenschaftlicher Debatte fochten die Abgeordneten am Dienstag im Europaparlament für ihre nationalen Schokoladenrezepte und gegen die Interessen der Schokomultis.

Bei der Abstimmung folgte gestern die Ernüchterung: Die Mehrheit will nach zweijährigen Debatten endlich einheitliche Verhältnisse in Euro-Schoko-Land. Für den Verbraucher heißt das: Bis zu fünf Prozent der Kakaomasse dürfen künftig aus anderen Fetten als Kakaobutter bestehen. Am Geschmack ändert das nichts, räumen selbst hoch spezialisierte belgische Chocolatiers mit ganz feiner Zunge ein.

Sie sorgen sich aber vor dem Präzedenzeffekt. Fünf Prozent seien nur der Anfang – am Ende werde man selbst Kaugummi als Schokolade verkaufen. Anlass zur Sorge gibt auch die Auswirkung auf die Herstellerländer: Schon jetzt leiden sie unter dem extremem Preisverfall für Kakaoprodukte. Und die Ersatzstoffe sind noch billiger.

DANIELA WEINGÄRTNER

brennpunkt SEITE 6

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