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Super-Airbus in Hamburg

Hansestadt darf sich die Endmontage des geplanten A3XXX vermutlich mit Toulouse teilen. Die Behörden freuen sich, Umweltschützer kündigen Proteste an

HAMBURG taz ■ Für Hamburgs Wirtschaftsbehörde ist es das Prestigeobjekt schlechthin: Die Endmontage des Super-Airbus A3XX, um die sich die Stadt gemeinsam mit dem französischen Toulouse beim Dasa-Konzern beworben hat. Seit Monaten führen SPD-Bürgermeister und SPD-Wirtschaftssenator das Projekt des größten Passagierflugzeuges der Welt bei jeder Gelegenheit im Mund. Um den Auftrag nach Hamburg zu holen, ist der rot-grüne Senat auch willig, das naturschützerisch wertvolle Mühlenberger Loch am Südufer der Elbe zuzuschütten, um dem Flugzeug eine bedarfsgerechte Landebahn hinzusetzen.

Dass Hamburg den Großauftrag allein erhält, ist mittlerweile unwahrscheinlich – es läuft jetzt auf eine Teilung des Auftrages zwischen den beiden Konkurrenzstädten hinaus. Das sagte der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Wirtschafts-Staatssekretär Sigmar Mosdorf, gestern dem Handelsblatt.

Die DaimlerChrysler Aerospace Dasa als deutsche Vertreterin im europäischen Airbus-Verbund selbst hüllt sich nach wie vor in Schweigen. Das Unternehmen hat stets darauf verwiesen, das es erst im Sommer entscheiden wolle, wo der 656-sitzige Airbus zusammengesetzt wird. DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp und Frankreichs Premier Lionel Jospin sollen sich aber schon im Januar auf einen Kompromiss geeinigt haben: Danach soll in Toulouse der eigentliche Zusammenbau des Flugzeuges erfolgen, während das Hamburger Dasa-Werk in Finkenwerder den Innenausbau bekommt. Auch wenn man beim Hamburger Senat noch von „reiner Spekulation“ spricht, gilt dies als die wahrscheinlichste Lösung: Damit ginge Hamburg zwar nicht leer aus, den lukrativeren Part würde sich jedoch Toulouse sichern.

Hamburg hat in dem Zweikampf mit dem französischen Konkurrenten seit längerem die schlechteren Karten – denn der französische Standort verfügt bereits über mehrere Pisten, die lang genug für den Mega-Jumbo sind. In Hamburg müsste dagegen zunächst das Dasa-Werk erweitert werden, um eine entsprechende Landebahn zu schaffen – und das ginge auf Kosten der Natur. Die Elbbucht des Mühlenberger Loches in unmittelbarer Nachbarschaft des Finkenwerder Dasa-Standortes gilt Umweltschützern als eines der wichtigsten Feuchtgebiete in Mitteleuropa. Die Zustimmung der EU-Kommission, das Mühlenberger Loch der Dasa-Erweiterung zu opfern, steht noch aus. Die zuständige EU-Umweltkommissarin Margot Wallström gilt zurzeit als eine der am heftigsten umworbenen Personen der Hamburger Politik. Sie will sich noch in dieser Woche zu dem Thema äußern. Doch auch wenn die EU grünes Licht gäbe, wäre das Projekt längst noch nicht durch: Umweltverbände haben Klagen angekündigt, die Erweiterung könnte dadurch in die Länge gezogen werden.

Außerdem haben auch Anwohner an der Unterelbe massive Proteste gegen eine erweiterte Landebahn angekündigt: Sie befürchten, dass zwei Dörfer weichen müssten. Parteipolitischer Widerstand ist dagegen nicht zu erwarten: Der grüne Koalitionspartner im Senat hat sich, wenn auch unter erheblichen Bauchschmerzen, mit dem Projekt arrangiert. PETER AHRENS

Hinweis:

EU-Kommission gefragt

Umweltkommissarin Margot Wallström,die noch grünes Licht geben muss, gilt zurzeitals eine der am heftigsten umworbenenPersonen der Hamburger Politik

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