: Alle Räder stehen still
■ Eisenbahner wollen den Zugverkehr am Wochenende zum Stillstand bringen
Für Deutschlands Eisenbahner stehen die Signale auf rot: Wenn Bahn-Chef Hartmut Mehdorn am Freitag in Köln bei den Gesprächen mit der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) nicht von seinem Kahlschlagskonzept abrückt, werden in Hamburg am Wochenende bei den Zügen die Räder still stehen. „Wir rufen in einer Großstadt zur einem Warnstreik auf, der übliche Dimensionen übersteigen wird“, bestätigt GdED-Sprecher Hubert Kummer der taz-hamburg. „Den Ort geben wir aber erst Freitag bekannt.“
Damit möchte die GdED verhindern, dass sich die Bahn auf Streiks vorbereiten kann. Dass aber in Hamburg der zentrale Arbeitskampfauftakt sein wird – wie gestern das Hamburger Abendblatt noch spekulierte – dafür spricht nach taz-Informationen vieles: In Hamburg kann die sonst eher behäbige GdED auf eine gute Infrastruktur und Kampfbereitschaft zurückgreifen, zudem ist die Elbmetropole für das Fernnetz der Bahn ein wichtiger Knotenpukt. So starten hier alle ICEs Richtung Süden, und auch das zentrale Ausbesserungswerke der sensiblen High-tech-Züge befindet sich in Hamburg-Eidelstedt. Zudem ist der Hauptbahnhof mit den Elbbrücken ein Nadelöhr, das den Norden und den Rest der Republik verbindet. „Am Samstag könnte eine Streikwelle beginnen, die die Eisenbahn in ihrer Geschichte noch nicht erlebt hat“, droht GdED-Chef Norbert Hansen und verweist auf die EXPO in Hannover.
Grund des Konfliktes ist die Ankünidgung Mehdorns, bis zum Jahr 2004 3,6 Milliarden Mark an Personalkosten einzusparen, um die Bahn börsenfähig zu machen und den Aktionären 14 Prozent Dividende zu garantieren. Dazu sollen erneut 70.000 Jobs – allein 4000 in Hamburg – gekillt werden. Trotz des Abbaus von 120.000 Arbeitsplätzen schreibt die Staatsbahn fünf Jahre nach ihrer Privatisierung noch immer keine schwarzen Zahlen.
Besondere Wut hat die Drohung Mehdorns hervorgerufen, das im Zuge der Privatisierung abgeschlossene und bis 2002 gültige Kündigungsschutzuabkommen notfalls einseitig zu kündigen und betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen, wenn die BahnerInnen nicht vier Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich mehr arbeiten. Magda Schneider
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen