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Murat Erdem, 26 Jahre, Markthändler

Den Sprachtest für die Einbürgerung habe ich kürzlich in Händen gehabt. Ein deutscher Freund hat ihn mir gezeigt. Wir haben uns die Fragen angesehen und festgestellt, dass die erste Generation hier lebender Ausländer fast keine Chance hat, diesen Test zu bestehen. Es ist schon in Ordnung, dass wir Jüngeren diesen Test machen sollen. Doch ich schätze, dass unter den älteren Einwanderern höchstens einer unter hundert den Sprachtest meistern könnte. Das haben auch meine deutschen Freunde so eingeschätzt.Wenn der Sprachtest eine Idee der alten Regierung gewesen wäre, hätte ich mir noch einen Reim darauf machen können. Dass die SPD und die Grünen diese Regelung beschließen, finde ich hinterhältig. Bevor sie an die Macht gelangt sind, haben sie noch rumgetönt, wir hätten das Recht auf zwei Staatsbürgerschaften. Sie wollten das Einbürgerungsverfahren vereinfachen. Nun beschließen sie ein Gesetz, das für die ältere Generation eine fast unüberwindbare Hürde darstellt. Unsere Eltern haben mit ihrem Leben für die Arbeit hier bezahlt. Für sie ist dieser Sprachtest ungerecht. Man kann von ihnen in dem Alter nicht verlangen, noch eine Sprache zu lernen.

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