LOHNVERZICHT UND MIESES ANGEBOT: DIE BAHN WIRD SCHEITERN
: Schokokeks ohne Schokolade

Wenn ein Unternehmen Miese macht, dann gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten. Entweder das vom Publikum nicht akzeptierte Produkt wird so verbessert, dass es sich verkaufen lässt. Oder das Management des Betriebs senkt die Unternehmenskosten so, dass der Laden wieder schwarze Zahlen schreibt. Und schließlich besteht noch die Möglichkeit, dass der Geschäftsinhaber die Beschäftigten entlässt, die Produktion einstellt und seinen Betrieb zumacht.

Die Deutsche Bahn AG hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden. Dazu gehört im konkreten Fall eine Verringerung der Löhne für die Beschäftigten einerseits und eine Angebotsverringerung durch die Abwicklung von Nebenstrecken andererseits. Das ist ähnlich logisch, wie wenn ein Produzent von Schokoladenkeksen zwecks Betriebsgesundung einen Teil der Belegschaft entlässt und außerdem die teure Schokolade auf dem Gebäck weglässt. Das Ergebnis der Management-Anstrengungen ist in beiden Fällen absehbar: Die Zahl der Bahnkunden wie der Kekskäufer wird sich drastisch verringern. In der Folge ist die Möglichkeit drei – der Konkurs – in Betracht zu ziehen.

Nun hat die Bahn aber ein Problem: Sie muss aus dem Defizit heraus, und zwar schnell. Die bisherigen Anstrengungen seit der Bahn-Reform haben dazu geführt, dass sich zwar die Zahl der Kunden im Personenverkehr geringfügig erhöht hat. Der Bahn geht es trotzdem schlecht. Jetzt will man den umgekehrten Weg nehmen. Statt Angebotsverbreiterung – mehr Züge also – kommt die Einschränkung. Fährt ein Zug Defizite ein, wird künftig nicht nach neuen Kunden Ausschau gehalten, sondern der Zug gestrichen. Weniger Kunden sollen also mehr Gewinn abwerfen. Bringen gar keine Kunden dann aber den Riesenprofit? Eine Wahnsinnsidee. So wahnsinnig wie die Erwartung, dass weniger Beschäftigte, die mit weniger Lohn auskommen sollen, zugleich mit mehr Motivation arbeiten. Wer glaubt, dass das alles funktionieren kann, sollte Bahn-Managern den vollen Sozialhilfesatz als Gehaltsersatz anbieten. Oder zukünftig Kekse verkaufen – ganz ohne Schokolade. KLAUS HILLENBRAND