: 343 Katharinas in einer Kirche
■ Rekordversuch der Namensschwestern in der Hamburger Katharinen-Kirche
„Katharina?“ – Besorgt ruft ein Familienvater seine kleine Tochter. Die hat er eben im Gedränge des vollen Saales verloren. Auf den Ruf hin drehen sich in Hörweite aber fast alle Mädchen und Frauen nach ihm um. Sie fühlen sich angesprochen, denn an diesem Abend heißen in der Hamburger St. Katharinen-Kirche fast alle anwesenden Mädchen und Frauen „Katharina“ oder zumindest „Katrin“ oder auch „Käthe“.
Mit dem Rekordversuch „Katharina – verzweifelt gesucht“ starteten am Sonntag die Jubiläumsveranstaltungen zum 750-jährigen Bestehen der Kirche. „Wir haben heute Abend 343 Katharinas gezählt und 149 Gäste mit verwandten Namen“, berichtet stolz Pastorin Susanne Juhl, eine der Organisatoren. Sie hofft, dass die Aktion Aufnahme im Guinness Buch der Rekorde findet.
Dabei will ihr zum Beispiel Katharina Weitzing helfen – mit zehn Wochen die wahrscheinlich Jüngs-te unter all ihren Namensschwestern an diesem Abend. „Wir wuss-ten schon vor der Geburt von dieser Veranstaltung, der Name stand aber schon eher fest“, erzählt ihre Mutter. Die heißt, und das gilt auch noch als namensverwandt, Karin.
Die Namensgeberin der Kirche, Prinzessin Katharina, bekehrte vor mehr als 1300 Jahren 50 Gelehrte zum christlichen Glauben und wurde dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Sage nach war sie klug, mutig und schön, ein Buch und ein zerbrochenes Rad trug sie als Wahrzeichen.
Ohne Buch und Rad, aber mit einem selbst genähten Kleid sitzt Käthe Schröpfer aus Hamburg-Sasel in den langen Stuhlreihen vor dem Altar. Die 78-Jährige wartet auf die Kür der schönsten Katharina. „Vielleicht reicht es ja für einen Preis“, hofft die Frau bescheiden. Zum Höhepunkt des Abends prämiert nämlich eine Jury die schöns-ten historischen Kleider und Kostüme. Käthe Schröpfer gehört zu den Gewinnern und bekommt zwei Karten für das Theaterstück „Katharina von Bora“.
Matthias Braun
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