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Nicht alle Alten sollen gehen

Metall-Tarifverhandlungen über die Rente mit 60 und einen höheren Lohn gehen zäh voran. Arbeitgeber und Gewerkschaften streiten um das Recht auf den vorzeitigen Ausstieg. Kleinere Betriebe wollen ältere Qualifizierte halten

von BARBARA DRIBBUSCH

IG-Metall-Vize Jürgen Peters will noch eine Weile durchhalten, wenigstens symbolisch. Man habe sich die Rente mit 60 „auf die Hörner genommen. Das wollen wir jetzt auch sehen. Wir machen keine Spaßveranstaltung“, droht Peters anlässlich der laufenden Tarifverhandlungen in der Metallindustrie.

Heute, Punkt Mitternacht, endet die Friedenspflicht im Streit um Lohnerhöhungen und den vorzeitigen Ruhestand. Doch dass es danach zu richtigen Streiks kommt, gilt als unwahrscheinlich. Denn sowohl Arbeitgeber als auch Gewerkschaften suchen eine Lösung, bei der beide vor allem gegenüber der eigenen Mitgliedschaft das Gesicht wahren können. Vorsichtshalber sprechen auch die Gewerkschaften nicht mehr von einer „Rente mit 60“. „Der Begriff ,Ausstieg mit 60‘ setzt sich allmählich durch“, räumt IG-Metall-Sprecherin Dagmar Opoczynski ein.

Bei der Frage, wie der vorzeitige Ausstieg finanziert werden könne, hat der Abschluss in der Chemieindustrie Maßstäbe gesetzt. Dort haben die Tarifpartner in der vergangenen Woche vereinbart, dass Beschäftigte, die vor dem 65. Lebensjahr in Rente gehen, eine Art Abfindung erhalten, um die fälligen Rentenabschläge zum Teil auszugleichen. Damit die Abfindung nicht auf einen Schlag versteuert werden muss, wird die Zahlung monatsweise bis zum 65. Lebensjahr gestreckt. Ein solches Modell ist auch für die Metallindustrie denkbar.

Setzte sich dieser Vorschlag durch, dann würden Metallarbeiter beispielsweise mit 55 Jahren in Altersteilzeit gehen und dann mit 61 in den vorzeitigen Ruhestand. Damit wären sie nur noch bis zum 58. Lebensjahr im Betrieb voll anwesend, die drei Jahre danach gelten als blockweise genommene Freizeit.

Strittig seien „vor allem die Bedingungen, unter denen Beschäftigte vorzeitig gehen können“, sagt Martin Leutz, Sprecher bei Gesamtmetall. Während die Gewerkschaft ein Recht auf den Ausstieg mit 60 für alle durchsetzen will, möchten die Arbeitgeber von Gesamtmetall dieses Recht eingeschränkt wissen. Gesamtmetall will den vorzeitigen Ausstieg erst dann gewähren, wenn der Beschäftigte mindestens 30 Jahre im Betrieb arbeitet, in Nacht- oder Wechselschicht malocht hat und einer unteren Lohngruppe angehört.

Bei Beschäftigten in Schlüsselpositionen sollte der Arbeitgeber die Altersteilzeit ablehnen können, fordert Gesamtmetall. Die „kleineren Betriebe machen Druck, weil sie die qualifizierten Älteren brauchen“, sagt Leutz. Dabei handele es sich etwa um Meister oder Schichtführer. „Da herrscht ein Mangel, diese Stellen sind auch nicht so ohne weiteres wieder zu besetzen.“

Die meisten der 60-Jährigen seien „ausgepowert“, glaubt IG-Metall-Sprecherin Opoczynski. Die IG Metall fordert ein Recht auf den vorzeitigen Ausstieg und branchenübergreifende Fonds, aus denen die Rentenabschläge teilweise ausgeglichen werden. Das Gesamtvolumen der IG-Metall-Forderung liegt bei 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt inklusive möglicher Abfindungen für den vorzeitigen Ausstieg. Gesamtmetall bietet 1,5 Prozent mehr Lohn plus einer neuen Regelung zum vorzeitigen Ausstieg.

Morgen, nach dem Ende der Friedenspflicht, beginnt die IG Metall eine Warnstreik-Stafette bei Conti Teves in Rödelheim. Danach soll es bis zu einer Abschlussaktion am 7. April tägliche Warnstreikaktionen geben.

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