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20 Millionen für Arbeitsplatz-Abbau

■ Fliesen-Unternehmen Steingut zieht in den Fischereihafen um / Großzügige Förderung bindet Unternehmen an Landesgrenze

Die „Norddeutsche Steingut AG“ ist ein traditionsreiches Bremer Unternehmen. „Kacheln und Fliesen „im mittleren Preissegment“ werden da hergestellt, die Adresse lautet ganz schlicht: „Steingutstraße“ in Bremen-Grohn. Dort wird das Unternehmen in ein paar Jahren nicht mehr zu finden sein: Die Wirtschaftsförderausschüsse beschlossen am vergangenen Donnerstag, der „Steingut“ eines der letzten freien Kajengrundstücke im Fischereihafen in Bremerhaven zu verkaufen. Der Umzug wird von dem Unternehmen zur Rationalisierung genutzt. Von den derzeit 330 Arbeitsplätzen werden an dem neuen Standort noch 100 benötigt. Mittelfristig ist ein Ausbau der Produktion auf 200 versprochen.

Trotzdem subventioniert das Land den Umzug direkt und indirekt, weil die Steingut mit einem ausverhandelten Grundstück in Osterholz drohte – zu einem Quad-ratmeterpreis von 42 Mark und mit der Zusage einer Investitionshilfe in Höhe von 18 Prozent. Bei einem Investitionsvolumen von 110 Millionen Mark wären das ca. 20 Millionen. Da musste Bremen mitziehen und sogar mehr anbieten, um das Unternehmen innerhalb der Landesgrenze zu halten: In Bremerhaven gibt es jetzt mit derselben Fördersumme zusätzlich die Kaje und einen Gleisanschluss. „Es besteht ein großes strukturpolitisches Interesse, den Betrieb im Lande Bremen zu halten und die dortigen Arbeitsplätze zu sichern“, begründete das Wirtschaftsressort die Gewährung eines Grundstückspreises von 45 Mark – 25 Prozent unter dem Verkehrswert.

Das bisherige Grundstück nimmt die Stadt der Firma selbstverständlich zum Verkehrswert ab – es ist direkt an dem Gelände der geplanten „Internationalen Universität Grohn“ gelegen und in Zukunft sicherlich auch entsprechend hochwertig zu nutzen. Für den größeren Teil seines Grundstückes haben sich die Eigentümer der Steingut die Option festschreiben lassen, zunächst selbst acht Jahre lang die Vermarktung zu versuchen. Wenn das nicht klappt, greift die Verpflichtung der Stadt, das Grundstück zu übernehmen.

Um das neue Firmengelände von insgesamt 100.000 Quadratmetern in Bremerhaven „baureif“ zu machen, sind umfangreiche Aufwendungen erforderlich, die mit 3,2 Millionen Mark beziffert werden und aus dem Kaufpreis von 4,5 Millionen Mark bezahlt werden sollen. Zum Teil wird das neue Gelände von Autoimporteur Harms als Stellfläche genutzt. Für Harms muss dann eine neue Fläche zur Verfügung gestellt werden.

Bisher waren 51 Prozent der „Steingut“ im Besitz der Bremerhavener Dieckell-Vermögensverwaltung. Diese sind kürzlich an die „Steuler Industriewerke-GmbH“ mit Sitz Höhr-Grenzhausen gegangen. Beide Firmen haben in Sachsen eine gemeinsame Tochterfirma, die das Kerateam-Werk für preiswerte Kacheln betreibt. Steingut und Steuler Industriewerke arbeiten seit 15 Jahren zusammen. Das neue Werk in Sachsen hat bewiesen, dass dieselbe Leistung auch mit erheblich weniger Personal zu erbringen ist – „eine höhere Produktivität, die am traditionellen Produktionsstandort in Bremen-Grohn nicht annähernd erreicht werden kann“, berichtete das Wirtschaftsressort den Förderausschüssen. „Das gleiche Produktionsvolumen“ könne in einem neuen Werk mit einem Drittel der Beschäftigten erwirtschaftet werden. Allerdings wolle die Steingut ihre Produktion zukünftig auch ausweiten.

Von der neuen Lage der „Steingut“ am Seehafen versprechen sich die Anteilseigner zudem Wettbewerbsvorteile auf einem globalen Kacheln-Markt. K.W.

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