: gallertartiges für die kita-generation
Hierzulande soll es ja noch Leute (Eltern, Laien, Kulturpessimisten) geben, die in den „Teletubbies“ am liebsten einen Verstoß gegen die Menschenwürde entdecken würden. Und die dann nicht einmal (oder sogar) die Namen der vier ausgeklügelt harmlosen Kleinkinderfernsehen-Pioniere fehlerfrei aneinander reihen können. Im Heimatland der Teletubbies fragt indes niemand mehr, ob die Teletubbies gut oder schlecht, sondern nur noch, ob sie besser oder schlechter sind: schlechter nämlich als die „Tweenies“, die jenseits des Ärmelkanals seit kurzem (und ebenfalls auf BBC 2) der Generation Kindergarden die Qual der Wahl beibringen. „A-oh ... es ist Krieg!“, titelte jüngst die britische Independent anlässlich der angeblich „größten Kulturdebatte seit der Frage, wer denn nun bittschön die besseren Britpopper seien: Blur oder Oasis?“ Aber die Tweenies sind, was die deutsche Kita-TV-Landschaft (und das obige Foto) anbelangt, eine ganz, ganz falsche Fährte. Denn hierzulande bekommen die Tubbies neuerdings von ganz woanders Konkurrenz: „Weit, weit entfernt, ganz am Ende des Regenbogens, das leicht zu sehen, aber nur schwer zu finden ist, dort liegt die bunte ... fröhliche ... wunderbare Welt der ... Jellabies!!!!!“, plärrt es täglich um 8.20 Uhr auf superRTL, weil die 54-köpfige Belegschaft des RTL-Ablegers „das führende Kindermedium in Deutschland werden“ will.Doch die sechs schaumzuckerbunten „Jellabies“ sind derart kalt computergeneriert, als wären sie in einen Kessel Sagrotan gefallen oder ihre 3 D-Animateure als Kind im Ikea-Kinderparadies vergessen worden. Den Weibchen wachsen zopfartige Fortsätze aus den den Playmobilgesichtern. Die Männchen tragen u. a. eine Art Handy-Geschwür am Körper und schlafen in einer Art Autoscooter. Und wenn eine überdimensionale Luftdruckhupe (oder Werksirene?) die Jellabies in eine Art Regenbogenfabrik schickt, ruft die Erzählstimme begeistert: „Regenbogenalarm!“Nein, nein: Wo sich die Teletubbies sachverständig um frühkindlichen Spracherwerb, Medienkompetenz und Gender-Verwirrung bemühen, schmecken die gallertartigen Trittbrettfahrer auf superRTL schon beim Zuschauen nach jenem „Made inTaiwan“-Kunststoff, aus dem sich demnächst wohl mancherlei Jellabie-Krimskrams in die Kaufhausregale ergießen wird. FOTO: SUPERRTL
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