: Vertrauen ist alles
Die Dresdner Bank brach die Verhandlungen ab, weil die Fusion auf ihre Kosten zu gehen drohte: Ihre Investmenttochter stand vor dem Ausverkauf
BERLIN taz ■ Geknirscht hatte es schon, seit die Deutsche und die Dresdner Bank vor vier Wochen ihre Fusionspläne bekannt gegeben hatten. Selten war der Prozess zu einem großen Zusammenschluss von so vielen Zweifeln begleitet gewesen – von außen wie von innen. Hatte man wirklich eine Chance, die geplanten Synergieeffekte zu erzielen und den gemeinsamen Unternehmenswert zu steigern, ohne noch mehr als die ohnehin schon vorgesehenen zehn Prozent der Angestellten zu entlassen? Die Börsianer hatten es nicht geglaubt, und beide Aktien verloren daher bis Ende März beinahe ein Drittel an Wert.
Und auch intern blieb die Aufbruchstimmung aus. Statt mit „speed, speed, speed“ wie bei der DaimlerChrysler-Fusion hätten sich die Gespräche eher „einen Schritt vor, zwei Schritte zurück“ entwickelt, erklärte ein Dresdner-Bank-Manager. Und nicht einmal dieses zähe Feilschen hat offenbar dazu geführt, dass beide Seiten sich gleichermaßen einbringen konnten. „Die Deutsche Bank hat durch ihr Verhalten der geplanten Fusion die Vertrauensbasis entzogen“, hieß es gestern in einer schriftlichen Erklärung des Dresdner-Bank-Vorstands.
Zum Knall kam es bei den unterschiedlichen Vorstellungen über die Strategie im Investmentbanking. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand dabei der Dresdner-Bank-Ableger Deutsche Kleinwort Benson (DKB). Während Deutsche-Bank-Chef Rolf-E. Breuer das „Juwel“ (O-Ton Breuer) verkaufen wollte, bestand sein Dresdner-Bank-Kollege Gerhard Walter auf einer Einbeziehung in das gemeinsame Geschäft. Das wiederum wollte Breuer nur dann mitmachen, wenn 90 Prozent der rund 7.500 Beschäftigten entlassen würden und lediglich die Finanzabteilung übrig bleibe. Die Unklarheit über das Schicksal der DKB hatte bereits zu Abwerbeversuchen der Konkurrenz und Abwanderungen geführt.
Analysten zeigten sich deswegen auch kaum überrascht. Der größte Zusammenschluss aller Zeiten in der deutschen Bankenszene sei offenbar überstürzt angegangen worden, hieß es. Die Börsianer sahen das kaum anders. Die zwischenzeitlich ausgesetzten Aktien beider Institute zogen beim Wiedereinsetzen rapide an.
Der Beschluss des Vorstandes sei einstimmig gewesen, hieß es bei der Dresdner Bank. Ein Zusammenschluss auf eigene Kosten könne nicht im Interesse von Aktionären, Beschäftigten und Kunden liegen. Breuer bedauerte die Entscheidung. BEATE WILLMS
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