: Angriff im Westen
Vier Wochen Wahlkampf: Die PDS will in der Landtagswahl vonNordrhein-Westfalen mindestens einen Achtungserfolg erzielen
MÜNSTER taz ■ Für die kommenden vier Wochen hat sich Gregor Gysi viel vorgenommen. Ob auf dem Aachener Markt oder dem Rathausplatz von Paderborn, dem Schreinerplatz in Siegen oder dem Bonner Friedensplatz – landauf, landab will er die Menschen zu etwas animieren, wozu sich bislang im Westen der Republik noch nicht allzu viele durchringen konnten: die PDS zu wählen.
Wenn, wo nicht hier? Nordrhein-Westfalen gilt seit den Kommunalwahlen im Herbst als PDS-Hochburg – für Westverhältnisse. Über 50 Mandate konnte sie dank des Wegfalls der Fünf-Prozent-Hürde ergattern, schaffte gar in Duisburg mit 4,2 Prozent den Sprung ins Rathaus in Fraktionsstärke. Jetzt kommt die Landtagswahl am 14. Mai.
Jahrzehntelang sei eine starke sozialistische Partei links von der SPD ein Traum gewesen, heißt es in einem von der PDS-Spitze auf dem Münsteraner Parteitag eingebrachten Antrag zur NRW-Wahl. „Nun ist sie da! Sie kam aus dem Osten, verzeichnet jetzt aber auch im Westen unübersehbare Erfolge.“ Die PDS ist bescheiden: Bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein kam sie auf 1,4 Prozent. In NRW wäre ein Ergebnis über zwei Prozent schon ein Erfolg. Die Fünf-Prozent-Hürde ist weit entfernt. Klaus H. Jann ist trotzdem zuversichtlich. Schließlich hat die PDS in 147 von 151 Wahlkreisen Direktkandidaten aufgestellt. Der 59-jährige Journalist auf Platz zwei der Landesliste ist das linke Fossil unter den Kandidaten. Von der SPD zur illegalen KPD gekommen, gehörte er von 1968 bis 1990 der DKP an und sitzt seit 1984 im Stadtrat der kleinen Gemeinde Wülfrath im bergischen Land – inzwischen für die PDS-nahe „Demokratische Linke Wülfrath“. Bei der Bürgermeisterwahl im letzten Jahr kam er auf stolze 25 Prozent.
Biografisch könnte der Gegensatz zur Spitzenkandidatin Annette Falkenberg nicht größer sein. Die 32-jährige parteilose HBV-Gewerkschaftssekretärin wuchs politisch bei den Jungdemokraten auf. Da ist sie nicht die Einzige: Wie auch Landeschef Knud Vöcking kommen gleich vier der ersten zehn Kandidaten aus dem ehemaligen FDP-Jugendverband. „NRW hat uns verdient“, meint Falkenberg.
Dass noch viel Überzeugungsarbeit notwendig ist, bis NRW das einsieht, können die Delegierten des PDS-Parteitages hautnah erleben. In der Bistumsstadt Münster entschieden sich bei der Kommunalwahl 1.816 Menschen für die Ost-Partei, 1,4 Prozent – genauso viel wie in Schleswig-Holstein. Der Weg in den Westen ist noch weit. PASCAL BEUCKER
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