: Rote Provokation
■ Nach dem Parteitag in Münster gibt es in der Hamburger PDS heftigen Streit
Monika Balzer hat es nur einen Tag lang beim Bundesparteitag ausgehalten. Dann ist die Sprecherin der Kommunistischen Plattform bei der Hamburger PDS fluchtartig aus Münster abgereist: „Man konnte da einfach nicht mehr arbeiten. Wenn man nur erwähnte, man sei vom Hamburger Landesverband, war alles aus.“ Hamburger PDS-Delegierte hätten den Parteitag derart massiv gestört, dass „das den gesamten Landesverband diskreditiert hat“, wirft Balzer den parteieigenen GegnerInnen vor.
Die interne Auseinandersetzung bei den demokratischen Sozialis-tInnen in Hamburg ist nicht neu. Auf der einen Seite steht eine Gruppe um Landesvorstandssprecherin Kirsten Radüge und die Hochschulgruppe Liste Links, dagegen stehen die Leute um Balzer, die vor zehn Jahren zu den MitbegründerInnen der Hamburger PDS gehört hat. Die Radüge-Gruppe hatte am Wochenende den Bundes-Parteitag mehrfach mit Zwischenrufen und hämischem Beifall für Fraktionschef Gregor Gysi gestört. „Sie schaden damit nicht nur uns in Hamburg, sondern auch der Gesamtpartei“, verlangt Balzer Konsequenzen für die „Provokateure“.
Radüge kann das nicht nachvollziehen. „Die Provokation auf dem Parteitag lag ja wohl eher darin, dass der Bundesvorstand Kriegseinsätze befürworten wollte, und nicht in ein paar Zwischenrufen.“ Zwar habe die Auseinandersetzung in Münster „eine gewisse Schärfe“ gehabt, doch Radüge geht davon aus, dass „sich die Aufregung in ein paar Tagen legen wird“.
Das sieht Balzer allerdings anders, nämlich grundsätzlicher. Sie wirft ihren GegnerInnen inzwischen vor, „nicht mehr aufnahmefähig“ zu sein und spricht von „Sektenmentalität“. Versuche der PDS, mit anderen linken Gruppen wie dem Regenbogen Kontakt aufzunehmen, seien regelmäßig an den „Störmanövern“ des Radüge-Flügels gescheitert: „Die Regenbogen-Leute haben schnell völlig entnervt das Handtuch geworfen.“
Balzer spricht sich dafür aus, bei den nächsten Vorstandswahlen Radüge abzuwählen. Zur Zeit beschäftigt man sich in der Partei aber noch mit den vergangenen Wahlen: Balzer hat ein Schiedsgerichtsverfahren angestrengt, da die Einladungsfristen zur Wahl nach ihrer Ansicht nicht korrekt eingehalten wurden. Peter Ahrens
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