: Topographie, aber anders
Bausenator Strieder schließt mittlerweile eine völlige Änderung der Planungen für dasNS-Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ aus Kostengründen nicht mehr ausvon BARBARA JUNGE
Die Planungen für das NS-Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ werden jetzt auch von Bausenator Peter Strieder (SPD) in Frage gestellt. Der Senator betonte gestern im Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses, um den veranschlagten Kostenplan einzuhalten, schließe er nicht mehr aus, „dass wir etwas ganz anderes dorthin bauen müssen“.
Mit der gestrigen Ankündigung Strieders steht zwar nicht das Gesamtprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Gestapo-Hauptquartiers in Frage. Doch die Planungen des Schweizer Architekten Peter Zumthor, die mit Kostenexplosionen derzeit die Debatte um die Dokumentationsstätte prägen, geraten noch stärker unter Druck.
Vor zwei Wochen hatte der parlamentarische Hauptausschuss alle zusätzlichen Investitionen für den Bau Peter Zumthors gesperrt. Darüber hinaus hatte die CDU von der SPD-geführten Bauverwaltung gefordert, sie solle einen Nachweis erbringen, auf welche Weise die Kosten des komplizierten Dokumentationszentrums auf 45 Millionen Mark zu reduzieren seien. Andernfalls müsse über eine alternative Planung und einen anderen Architekten nachgedacht werden. Ursprünglich waren 36 Millionen Mark für den Bau veranschlagt. Diese werden von Berlin und dem Bund gemeinsam getragen.
Strieder hatte bisher an dem Zumthorschen Entwurf festgehalten. Zwar hatte Strieder versprochen, die zuletzt auf 70 Millionen Mark veranschlagten Kosten zu dämpfen. Doch eine Reduzierung auf 45 Millionen Mark sei unrealistisch, hatte Strieder betont. Nun hat der Bausenator offenbar vergeblich Gespräche über die Reduzierung der Kosten geführt. Sein Vorstoß muss dementsprechend jetzt als eine letzte Warnung an den Architekten und die beteiligte Baufirma verstanden werden, die Kosten doch noch zu senken.
Grundsätzlich gebe es keinen Zweifel an der Errichtung des Dokumentationszentrums, sagte Strieder weiter. Eine Konkurrenz zwischen dem Jüdischen Museum, dem Holocaust-Mahnmal und der Topographie des Terrors müsse in diesem Zusammenhang unbedingt vermieden werden. Mit der Sperre der Haushalte hatte das Abgeordnetenhaus auch einen faktischen Baustopp bewirkt.
Noch ist der Entwurf von Zumthor nicht vom Tisch. Zwar würden im Moment Alternativen gesucht, sagte Strieder gestern. Jedoch würden derzeit Gespräche mit Zumthor über Veränderungen im Innenausbau geführt. Überdacht werde auch eine Lösung, die die bisherigen Bauschritte integriere. Probleme, so Strieder gestern, habe man vor allem mit der beauftragten Baufirma. Das Unternehmen habe für den Rohbau bei der Auftragsvergabe 14,2 Millionen Mark veranschlagt, jetzt liege man bereits bei 38 Millionen Mark.
Inzwischen mischt sich auch die Bundesregierung in die Debatte ein. Bundesinnenminister Schily kündigte in der Berliner Zeitung für den 8. Mai ein Gespräch über die Kostensteigerung an. Als Zusage, die Kostensteigerung mitzutragen, kann dies jedoch noch nicht interpretiert werden. So hatte Kulturstaatsminister Michael Naumann am Wochenende betont, dass der Bund sich über die zugesicherten rund 18 Millionen Mark hinaus nicht an den Baukosten beteiligen werde.
Zitat: „Ich schließe nicht mehr aus, dass wir etwas ganz anderes dahin bauen müssen“ (Bausenator Strieder)
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