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Letzte Chance für Frieden

Heute Nacht tritt in der Demokratischen Republik Kongo ein neues Waffenstillstandsabkommen in Kraft. Vom Engagement der UNO hängt es jetzt ab, ob „Afrikas Erster Weltkrieg“ wirklich endet

von DOMINIC JOHNSON

Als letzte Chance für den Frieden in Afrikas brisantestem internationalem Konflikt gilt ein neues Waffenstillstandsabkommen, das in der Nacht zum Freitag in der Demokratischen Republik Kongo in Kraft treten soll. Das Abkommen, das am vergangenen Samstag in Ugandas Hauptstadt Kampala unterzeichnet wurde, sieht ein Ende der Kämpfe und den Rückzug der kämpfenden Truppen beider Seiten um jeweils 15 Kilometer von den Frontlinien vor. Eine UN-Truppe soll irgendwann in die dadurch entstehende Pufferzone einrücken.

Der seit 1998 andauernde Krieg im Kongo wird von internationalen Beobachtern „Afrikas Erster Weltkrieg“ genannt, weil ein großer Teil des Kontinents direkt beteiligt ist. Ruanda unterstützt die Rebellengruppe „Kongolesische Sammlung für Demokratie“ (RCD), die den Osten und Teile des Zentrums des Landes beherrscht; Uganda die „Kongolesische Befreiungsbewegung“ (MLC), die den Norden kontrolliert.

Die kongolesische Regierung unter Laurent Kabila, der 1997 als Rebellenführer mit Hilfe Ruandas und Ugandas an die Macht gekommen war und dann mit seinen damaligen Freunden brach, hält sich mit Hilfe von Truppen aus Simbabwe, Angola und Namibia an der Macht und kontrolliert nur noch den Westen und Süden des Landes.

Im Juli 1999 unterzeichneten die in- und ausländischen Kriegsparteien in Sambias Hauptstadt Lusaka bereits ein Friedensabkommen, das aber nie umgesetzt wurde. Ein Grund dafür war, dass die UNO zwar eine Friedensmission mit Blauhelmtruppen beschloss, diesen Beschluss aber nicht umsetzte. Die UN-Mission „Monuc“ zählt bis heute lediglich 103 Beobachter, deren Bewegungsfreiheit vom guten Willen der Kriegsparteien abhängt. Truppenzusagen gibt es bisher nur von Pakistan und Senegal. Ein UN-Hilfsappell für 73 Millionen Dollar zur Versorgung der geschätzt 550.000 Kriegsvertriebenen im Osten Kongos hat bisher nur Zusagen von 1,2 Millionen Dollar erbracht.

So ist bei den Kriegsparteien der Eindruck enstanden, dem Rest der Welt sei es egal, was sie machen. In den letzten Wochen unternahmen daher beide Seiten größere Offensiven. Ruanda und die RCD eroberten große Teile der Provinz West-Kasai, um Kongos wichtigstes Diamantenfördergebiet um Mbuji-Mayi zu umzingeln, das von Soldaten aus Simbabwe verteidigt wird. Kabilas Regierung verstärkte Milizen, die nahe der Grenze zu Ruanda innerhalb des RCD-Territoriums kämpfen und in der Provinz Süd-Kivu mittlerweile größere Gebiete kontrollieren.

Ob der Waffenstillstand eingehalten wird, ist eine Glaubensfrage, deren Beantwortung eng mit dem Verhalten der UNO zusammenhängt. Als positives Signal brach gestern eine hochrangige Delegation des UN-Sicherheitsrates in den Kongo auf, um „konkrete Mittel“ zur Überwachung des Friedens zu diskutieren. Dennoch wird es nach Einschätzung von UN-Vertretern mindestens bis Anfang Juli dauern, ehe UN-Truppen im Kongo landen.

Es wäre erstaunlich, wenn die kämpfenden Truppen so lange stillhalten. Denn auf beiden Seiten wachsen innere Probleme, die ein militärisches Vorpreschen begünstigen. Kabila sieht sich wachsendem Druck der zivilen Opposition in der Hauptstadt Kinshasa ausgesetzt; am 8. April gab es einen ersten Generalstreik. Sein Hauptverbündeter Simbabwe steckt wegen der staatlich organisierten Landbesetzungen weißer Großfarmen in einer tiefen Krise, die eine Repatriierung der Kongo-Truppe nötig machen könnte.

Auf Rebellenseite hat die RCD mit endlosen Führungskrisen innerhalb ihrer Führung zu kämpfen, und die verbündeten, aber sich misstrauenden Rebellenschutzmächte Ruanda und Uganda steuern auf eine Konfrontation zu: Sie verstärken beide ihre Truppen in der Millionenstadt Kisangani, um deren Kontrolle sie schon im vergangenen August gekämpft hatten.

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