: Selbstbereicherung
DaimlerChrysler: Kritische Aktionäre für Zwei-Liter-Auto und gegen Aktienoptionen für den Vorstand
BERLIN taz ■ Schon der Ort ist eine Provokation für den Dachverband der kritischen Aktionäre: Weitab vom heimischen Stuttgart lädt heute der Daimler-Vorstand im Berliner ICC zur Aktionärsversammlung. Die vom Dachverband geforderte Online-Verbindung zu den Kleinaktionären im Ländle wird auch nicht klappen.
Umso mehr inhaltlichen Zündstoff gibt es für Alexander Dauensteiner, Sprecher der kritischen Aktionäre. Er kämpft auf der Hauptversammlung gegen den so genannten Aktienoptionsplan, den der Aufsichtsratsvorsitzende Hilmar Kopper zur Abstimmung bringen will. Der Plan sieht vor, den 6.500 Führungskräften des Konzerns Optionsrechte auf 96 Millionen Aktien zu gewähren.
Allein die 12 Vorstände sollen von dem 13 Milliarden Mark schweren Aktienpaket 15 Prozent erhalten. Für Dauensteiner ist dies eine „unverschämte Selbstbereicherung“. Einerseits würden mit Gewerkschaftsvertretern Beteiligungsmodelle im Rahmen einer Grenze von 3.000 Mark diskutiert und Behindertenwerkstätten, die für Daimler arbeiteten, die Löhne gekürzt, andererseits schenke man den Bestverdienenden Zusatzeinnahmen in Millionenhöhe.
Der Konzern begründet seine großzügigen Aktiengeschenke an die Führungskräfte damit, seine internationale Attraktivität für Topmanager steigern zu müssen. Zukünftig sollten alle Vorstände unabhängig von Nationalität und Einsatzort gleich behandelt werden. Tatsächlich sieht der deutsche Vorstandschef Jürgen Schrempp mit einem geschätzten Jahresgehalt von 5,2 Millionen Mark im Vergleich zu seinem amerikanischen Kollegen Robert Eaton, der pro Jahr 20 Millionen Mark nach Hause trägt, wie ein Kleinverdiener aus.
Ausdrückliches Lob erhält der Konzernvorstand für seinen Austritt aus dem Verband der Anti-Klimaschutz-Lobby Global Climate Coalition. Um einen glaubhaften Beitrag zum weltweiten Klimaschutz zu liefern, erwartet Dauensteiner aber noch mehr: Das technisch machbare Zwei-Liter-Auto müsse endlich aus der Schublade in die Werkshallen kommen. Und der Benzinverbrauch der derzeitigen Daimler-Chrysler-Autos gehöre mindestens halbiert. KATJA TRIPPEL
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