: Stimmenkauf, Artenschutz
Professor Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, über Erfolge und Schwierigkeiten der Deutschen bei der Konferenz in Nairobi
taz: Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Cites-Konferenz?
Hartmut Vogtmann: Als Naturschützer sehe ich die Konferenz als Erfolg. Bei den Schlüsseltierarten – Elefanten und Wale – hat der Artenschutz gesiegt: Zukünftig darf weder mit Elfenbein noch mit Walfleisch gehandelt werden.
Umweltverbände befürchten, dass dies eine Hinhaltetaktik ist.
Die Gefahr steht im Raum, da machen wir uns nichts vor. Doch die Atempause für Elefanten ist positiv. Ich glaube, dass nur ein absolutes Handelsverbot für Elfenbein die Wilderei eindämmt. Ein Monitoring-Programm soll nun wichtige Fragen klären: Wo leben die Bestände? Wo tritt Wilderei auf, und wie kann man sie unterbinden?
Kann so ein Überwachungssystem funktionieren?
Die Cites ist eine Handelskonferenz, da geht es um viel Geld. Einige Interessengruppen sind sich nicht zu schade, Leute zu bestechen und Stimmen zu kaufen. Auch wenn wir uns jetzt bemühen, funktionierende Monitoring-Systeme aufzubauen, ist Wachsamkeit angesagt.
Deutschlands setzte sich dieses Mal für bedrohte „Außenseiter“ ein. Ist das geglückt?
Der Quastenflosser – ein metergroßer Zeitgenosse der Dinosaurier – steht Dank unserer Initiative jetzt auf der höchsten Schutzliste, dem Anhang I. Für die Scharnierschildkröte und das Urialschaf haben wir immerhin erreichen können, dass sie nur noch begrenzt gehandelt werden dürfen. Unser größter Erfolg ist, den präventiven Naturschutz in die Cites gebracht zu haben – das war früher kein Thema. Bestes Beispiel ist die afrikanische Heilpflanze Teufelskralle, die massenweise nach Europa exportiert wird. Ihre Bestände werden nun sorgfältig beobachtet.
Die EU wurde kritisiert, weil sie sich häufig bei Abstimmungen enthielt.
Da mangelt es dann an Absprachen oder Kompromissen, mit denen ich besser leben könnte. Uns tut es weh, wenn wir uns wegen fehlender Mehrheiten in der EU enthalten müssen. Das Prinzip ist schwer verständlich. Die anderen Länder schütteln auch nur mit dem Kopf und fragen, was macht Ihr denn da?
Interview: KATJA TRIPPEL
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