: Feindliche Übernahme
Kulturkampf um Philharmonie und Oper geht inneue Runde. Stölzl protestiert gegen Naumann-Pläne
Der Streit zwischen dem Bund und dem Land um die Finanzierung der Hauptstadtkultur hat sich weiter verschärft. Kultur-Staatsminister Michael Naumann (SPD) hat seine Pläne zur Übernahme von Institutionen durch den Bund, die beim Land teilweise auf Widerstand stoßen, nach einem Bericht der Zeitung Welt am Sonntag jetzt dem Haushaltsausschuss des Bundestages unterbreitet. Demnach sollen die Philharmonie, das Konzerthaus am Gendarmenmarkt, das Jüdische Museum, die Festspiele, das Haus der Kulturen der Welt, der Martin-Gropius-Bau und die Stiftung Kinemathek vom kommenden Jahr an zu 100 Prozent übernommen werden.
Dagegen beharrt der neue Kultursenator Christoph Stölzl (parteilos) auf der Berliner Position, der Bund solle statt der Philharmoniker lieber ein Opernhaus übernehmen. Die „Opernfrage“ müsse gelöst werden, sagt Stölzl der Zeitung Die Welt, deren Feuilletonchef er bis vor zwei Wochen war: „Ich denke, ohne ein Bekenntnis des Bundes zu den Opernhäusern geht es nicht. Es ist unangemessen, wenn so getan wird, als sei das Berliner Musiktheater, von dem übrigens die ganze Bundesrepublik profitiert, eine Landesangelegenheit.“
Dagegen sei es „problematisch“, wenn sich das Land von seinem Spitzenorchester trennen müsse: „Dieses Orchester hat nicht nur eine große Ausstrahlung, sondern auch eine große Gefühlsbindung.“
Die Mittel für die Hauptstadtkultur, aus denen Naumann die sieben Einrichtungen bezahlen will, betragen in diesem Jahr 100 Millionen Mark. Die Summe, die der Bund ab 2001 für die übernommenen Institutionen aufwenden müsste, wird in dem Naumann-Brief nicht konkret benannt. Experten gehen aber davon aus, dass sie weit mehr als 100 Millionen Mark betragen wird.
Dass der Bund einige wenige Institutionen ganz übernimmt, statt wie bisher viele Einrichtungen zu bezuschussen, ist im Grundsatz nicht umstritten. Dadurch soll der ständige Zwist um die Verteilung der Gelder beendet werden. Außerdem hat Naumann bereits angekündigt, das Land werde ein Mitspracherecht bei den betroffenen Institutionen behalten. dpa/taz
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