: Semtix möglich
Vor der heutigen Verhandlungsrunde zum Semesterticket geraten die Studenten unter Druck
Lange haben die Studenten darauf gewartet – heute endlich sollen die entscheidenden Verhandlungen zur Einführung des Semestertickets stattfinden. Wenn sich die Vertreter der Studenteninitiative Semtix und der Verkehrsbetriebe auf ein Modell einigen können, kann das im Anschluss tagende Studentenparlament der TU Berlin die Einleitung einer Urabstimmung beschließen. Das Angebot des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB): Für 215 Mark können Studenten sechs Monate lang in Berlin und Umland Bus und Bahn fahren. Dieser Betrag ist von allen Studenten zu zahlen – unabhängig davon, ob sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen oder nicht. Zuvor müssen sie in einer Abstimmung dafür votieren, an der sich mindestens ein Fünftel der Studenten beteiligen muss.
Den Semtix-Vertretern geht das VBB-Angebot nicht weit genug. Sie fordern die unentgeltliche Mitnahme von Fahrrädern und Kindern, darüber hinaus soll das Angebot im gesamten Verbundgebiet gelten. Hintergrund dieser weit reichenden Forderungen ist die Befürchtung der Semtix-Vertreter, wie bei den bisherigen Abstimmungen das nötige Quorum zu verfehlen. „Wenn wir den Studenten sagen, dass sie mit ihrem Ticket ihr Fahrrad mitnehmen und bis nach Rheinsberg fahren können, können wir viel besser für das Ticket werben“, sagte gestern Semtix-Sprecher Florian Böhm.
Unterdessen haben die verkehrspolitischen Sprecher aller Fraktionen die Studenten aufgefordert, das Angebot anzunehmen. Das Angebot sei ein Durchbruch im langjährigen Streit um Ticketpreis und Geltungsbereich. „Wenn das vorliegende Angebot abgelehnt wird, sehen wir absehbar keine Chance zur Einführung eines Semestertickets zu anderen Bedingungen“, heißt es in dem Schreiben, das von CDU-, SPD-, PDS- und Grünen-Politikern unterzeichnet wurde.
Ein weiteres Pokern über Preis und Geltungsbereich führe zu nichts, sondern lasse die Einführung eines Semestertickets in weite Ferne rücken, sagte gestern der SPD-Verkehrsexperte Christian Gaebler. Florian Böhm warf Gaebler Doppelzüngigkeit vor. Noch vor zwei Monaten habe dieser ein verbundweites Ticket gefordert. RICHARD ROTHER
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