: Büroflächen-Leerstand ohne Ende
Gutachten stellt hohe Leerstandsrate und Umsatzminus bei Büroflächen fest. Ausnahme: Potsdamer Platz
Auf dem Büroflächenmarkt rangiert Berlin auch Anfang des neuen Jahrtausends im Vergleich zu anderen deutschen Städten am Tabellenende. Sowohl der Umsatz bei Vermietungen als auch der Leerstand von Büroimmobilien verzeichnen im ersten Quartal 2000 eine negative Entwicklung gegenüber dem ersten Quartal 1999. Der zeitweilige Aufschwung auf dem Büroflächenmarkt nach dem Umzug des Bundes konnte sich nicht fortsetzten. Dies geht aus einem Gutachten des renommierten Immobilien-Beratungsunternehmens Jones Lang LaSalle (Frankfurt/Main) hervor.
Nach einer Analyse der Immobilienexperten hat sich das „leichte Umsatzwachstum im Gesamtjahr 1999“ mit zirka 386.000 Quadratmeter neu vermieteter Fläche in diesem Jahr nur sehr „verhalten“ entwickelt. So sei die Nachfrage von Büroräumen um 53 Prozent zurückgegangen, erklärte Klaus Krägel, Leiter der Vermietungsabteilung von Jones Lang LaSalle. Bis auf die City West und den Potsdamer Platz konnten andere Standorte der Innenstadt nicht zulegen. Von Januar bis April 2000 bezogen neue Mieter zusätzlich nur 72.000 Quadratmeter Fläche.
Hintergrund der schwierigen Vermietungslage bleibt die schlechte Wirtschaftskraft der Hauptstadt. Dennoch, so Krägel, könne „kein Einbruch des Interesses“ an Berlin konstatiert werden, da einzelne Sparten zulegen: Insbesondere Firmen der Medien- und EDV-Branche siedelten sich weiter an, gefolgt von Transportunternehmen. Allein die Vermietung des Sony Centers an die Deutsche Bahn AG „schlägt mit 22.000 Quadratmetern zu Buche“, so Krägel.
Auffallend hoch bleibt auch der Büroflächen-Leerstand. Bei einem Bestand von 14,9 Millionen Quadratmetern sind, wie im Vorjahr, knapp 9 Prozent (1,32 Millionen Quadratmeter) in Berlin nicht vermietet. München (1,7), Frankfurt (4,7) oder Hamburg (4,0 Millionen Quadratmeter Leerstand) bauten dagegen ihre Raten kräftig ab. Als erschwerend kommt laut Jones Lang LaSalle hinzu, dass in Berlin bis 2001 rund 450.000 Quadratmeter neue Flächen fertig gestellt würden. Am stärksten vom Leerstand betroffen, sagte Krägel, „ist die Innenstadt Ost mit 27 Prozent“ sowie die Peripherie.
Angesichts der leeren Flächen will auch die Bauverwaltung ihre „euphorischen Bedarfsprognosen aus den 90er-Jahren korrigieren“, so Strieder-Sprecherin Dagmar Buchholz. Ende Mai werde ein Konzept vorgelegt, das als Grundlage der weiteren Büroflächenentwicklung dienen soll.
ROLF LAUTENSCHLÄGER
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