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BMW wird Rover vorerst nicht los

Verhandlungen mit der Wagniskapitalfirma Alchemy über Verkauf der britischen Tochter Rover sind gescheitert. BMW will „alternative Möglichkeiten verfolgen, um das Engagement bei Rover zu beenden“. Schlimmstenfalls droht Schließung

aus Dublin RALF SOTSCHECK

BMW wird seine marode britische Tochter Rover nicht los. Gestern vormittag brach die Wagniskapitalfirma Alchemy, die im Rover-Werk Longbridge bei Birmingham künftig mit einem Bruchteil der Belegschaft Sportwagen produzieren wollte, überraschend die Verhandlungen ab. BMW habe in letzter Sekunde vertragliche Bedingungen vorgelegt, die man nicht akzeptieren konnte, sagte Alchemy-Sprecher Richard Oldworth. Er bedankte sich bei BMW artig für die „konstruktiven und freundlichen Verhandlungen“ und wünschte Rover und seinen Beschäftigten alles Gute für die Zukunft.

Bei den Unstimmigkeiten ging es offenbar um elf neue Bedingungen, die BMW gestellt hatte. Dadurch wären die Schulden für Alchemy höher gewesen als die Rover-Vermögenswerte. Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Der 47-jährige Alchemy-Gründer Jon Moulton schickte die wartenden Reporter gestern nach Hause: „Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ Tony Woodley, Chefunterhändler der Gewerkschaften für die Autoindustrie, begrüßte den Verhandlungsabbruch. „Ich habe immer gesagt, es ist ein übereilter Deal. Nun haben sich die beiden Parteien über das Geld für die Abfindungen, für die Renten und die Säuberung des eventuell verseuchten Firmengeländes entzweit.“

Gestern jubelte die Belegschaft jedoch erst mal. Viele Arbeiter zogen mit Spruchbändern vor das Werkstor in Longbridge, dem größten britischen Autowerk, und feierten das Scheitern des Verkaufs mit Sprechchören. „Ich bin im siebten Himmel“, sagte Betriebsrat Ian Robinson. Ein Kollege fügte hinzu: „Alles ist besser als der Verkauf an Alchemy.“

Die Wagniskapitalfirma, die bisher hauptsächlich Erfahrungen bei der Sanierung von Kneipen und Würstchenbuden wie der Fast-Food-Kette „Fatty Arbuckles“ gesammelt hat, wollte lediglich 1.000 der 9.000 Rover-Arbeiter übernehmen. BMW hatte 1999 bereits 8.000 Stellen bei Rover gestrichen. Sollte das Werk dichtmachen, wären laut einer Studie der britischen Regierung bis zu 20.000 Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie gefährdet.

BMW erklärte gestern, man werde nun „alternative Möglichkeiten verfolgen, das Engagement bei Rover zu beenden“. Dazu gehört der Verkauf, aber auch die Schließung des Werkes. Eine Entscheidung soll im Mai fallen, der Verkauf der Marke Landrover an Ford werde auf alle Fälle bis zum Sommer abgeschlossen sein.

Nach Alchemys Rückzug liegt BMW nur noch das Angebot von Phoenix vor, einem Konsortium des früheren Rover-Chefs John Towers. BMW hatte diese Offerte vorgestern noch abgetan: Es gebe keine Basis für weitere Gespräche, da die Finanzierung bei Phoenix nicht gesichert sei. Das Konsortium hat die Unterstützung der Gewerkschaften und der Regierung, weil es die Massenproduktion bei Rover aufrecht erhalten und nur 2.000 Jobs streichen will. Towers verlangt einen Monat Zeit, um mehr Geldgeber zu gewinnen.

Vielleicht will Alchemy mit dem Rückzug lediglich bessere finanzielle Bedingungen herausholen, so argwöhnten Mitglieder des Rover-Betriebsrates. Schließlich koste jede Verzögerung ein Vermögen, sagte ein Sprecher. Trotz der BMW-Investitionen von 2,5 Milliarden Pfund rutscht Rover täglich um zwei Millionen Pfund tiefer in die roten Zahlen. In einem Monat wären das 200 Millionen Mark, die BMW sparen könnte, wenn man am Wochenende doch noch einen Kompromiss mit Alchemy aushandelt.

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