: Kein Strohfeuer
Solar-Konferenz begrüßt 100.000-Dächer-Programm. Auch Öko-Institut stützt grüne Position.
BERLIN taz ■ Im Streit über die Zukunft des 100.000-Dächer-Programms erhalten die Grünen Unterstützung für ihre Position, die Mittel zur Förderung der Solarenergie zunächst nicht aufzustocken. Das Freiburger Öko-Institut teilte gestern die Einschätzung, dass zusätzliche Gelder momentan wenig sinnvoll seien. „Ein langfristig angelegtes Programm ist der richtige Weg“, sagte Energieexperte Christof Timpe. „Ein Strohfeuer, das nur kurz anhält, hilft hingegen niemandem.“
Zuvor hatte die energiepolitische Sprecherin der Grünen, Michaele Hustedt, die Befürchtung geäußert, dass zusätzliche Fördermittel zu einer Überhitzung der Märkte führen würden, weil die Produktionskapazitäten für Solarzellen bisher nicht ausreichten. Diese Auffassung bestätigte auch die 16. Europäische Fotovoltaik-Solarenergie-Konferenz, die gestern in Glasgow zu Ende ging. Die Veranstaltung der EU-Kommission mit 1.700 Teilnehmern aus Politik, Wissenschaft und Industrie lobte das deutsche 100.000-Dächer-Programm ausdrücklich. Mit seinem „langjährig wirkenden Investitionsanreiz“ habe es zur „bisher größten Nachfragesteuerung in der Geschichte der Fotovoltaik-Technik geführt“. Nun seien jedoch Investitionen in eine groß dimensionierte Siliziumproduktion für Solaranlagen notwendig. Sonst käme es zu einem „weltweiten Lieferstau“, weil Deutschland einen Großteil der Weltproduktion aufkaufen würde, erklärte der Konferenzvorsitzende Hermann Scheer (SPD).
Das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“, das seit April für Solarstrom eine Vergütung von 99 Pfennig pro Kilowattstunde vorschreibt, hatte eine Flut von Anträgen für Solaranlagen ausgelöst. Die für 2000 vorgesehenen Fördergelder des 100.000-Dächer-Programms sind daher bereits fast ausgeschöpft. Die Regierung plant jetzt, die Förderung pro Anlage zu reduzieren. Unterdessen wies die Energieagentur NRW darauf hin, dass die geplante Neuregelung die Bedingungen nicht notwendigerweise verschlechtert: Auch private Stromerzeuger könnten jetzt ein Gewerbe anmelden. Die dadurch entfallende Mehrwertsteuer bei der Anschaffung der Anlage könne die geplanten Einschnitte wettmachen. MALTE KREUTZFELDT
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