stockholm-syndrom 6
: Golan-Pingpong

Seit Montag ist die Gruppe Pingpong in ihrem Heimatland Israel mehr als umstritten. Nicht nur, dass der Beitrag des Quartetts für den heutigen Grand Prix Eurovision (siehe auch taz.mag) wie ein schlechter Scherz klinge, so die Zeitung Maariv, nein, nun provozierten sie auch noch rechtschaffene Ultraorthodoxe.

Zunächst mokierten die sich über das gleichgeschlechtliche Geschmuse der Bandmitglieder im Videoclip. Und als das auch niemanden mehr vom Stuhl riss, begann die Gruppe noch anderes zu reizen: In ihrem Lied „Sa’me’akh“ („Glücklich“) wird davon berichtet, wie doof es ist, dass ein verliebtes Mädchen in Israel keine Rosen von ihrem Geliebten bekommen kann, weil der in Damaskus lebt. Eine Tochter des Landes, liiert mit einem Sohn des Feindes Syrien! Pingpong setzte noch einen drauf und gab kund, während ihres Vortrags (heute mit der Startnummer 1) sowohl mit Israels als auch Syriens Flagge zu wedeln. Und als auch noch herauskam, dass die Künstler den Song in der syrischen Gemeinde vor den Toren Stockholms auf Arabisch aufführten, schäumte die Heimatpresse – und forderte die IBU, Israels Staatsfernsehen, auf, den Beitrag zurückzuziehen.

Freilich gibt es auch Gegenstimmen: Das wurde ja endlich mal Zeit, schrieben einige LeserInnen an Maariv und Haaretz, andere meinten lediglich, künstlerische Freiheit sei zutiefst jüdisch, was bedeute, dass Pingpong machen sollen, was ihnen behagt.

Man erkennt: Erstens kann der Grand Prix Eurovision immer etwas mit Politik zu tun haben, und zweitens sind die Pingpong-Politiker offenbar noch eher als Stefan Raab in der Lage, die Nation an die Bildschirme zu locken: Die Erwartung eines angekündigten Skandals ist quotenträchtig wie sonst gar nichts.

Raab übrigens, der davon nur träumen kann, hat die Generalprobe okay überstanden. Auf der Pressekonferenz kündigte er immerhin an, Kronprinzessin Viktoria ehelichen zu wollen, um König von Schweden zu werden. JAF