Millionen für das Millerntor

■ Der FC St. Pauli wurde gestern 90 Jahre alt und präsentierte den neuen Hauptsponsor: Eine Multi-Media-Firma natürlich

Gestern war ein schöner Tag für den FC St. Pauli. Der Sportverein konnte seinen 90. Geburtstag dank des 2:1-Erfolges der Fußball-Profis vom Wochenende doch noch mit einiger Gelassenheit feiern. Da-rüber hinaus präsentierte die Marketing-Abteilung auf einer kleinen Feierstunde am Vormittag in einem Aufwasch auch gleich noch den neuen Hauptsponsor.

Die World of Internet.com wird ab der kommenden Saison die Brust des Zweitliga-Teams, aber auch die der ersten Amateure zieren und den bisherigen Geldgeber Jack Daniel's nach dreijährigem Engagement ablösen. Die Whisky-Destillerie aus Tennessee wird am Millerntor weiterhin als Co-Sponsor vertreten sein.

Mit insgesamt zwei Millionen Mark will sich das Hamburger Internet-Unternehmen mit Sitz am Hafen beim FC St. Pauli engagieren, der Vertrag hat die branchenübliche Laufzeit von drei Jahren. Für den überraschenden Fall, dass die Braun-Weißen währenddessen in die Erste Liga aufsteigen, erhöht sich das Budget auf fünf Millionen Mark, beim immer noch nicht abgewendeten Abstieg in die Regionalliga springen nur noch 600.000 Mark heraus.

Diese Summen setzen sich aus verschiedenen Teilen eines Gesamtpakets zusammen. Zum einen bezahlt World of Internet.com für die klassischen Sponsoring-Elemente wie Trikot-Aufdruck oder Bandenwerbung im Stadion. Zudem engagiert sich die Firma auch im Internet-Auftritt des Vereins und wird unter anderem für die Marketing-Abteilung ein Shopsystem aufbauen, das es Fans ermöglichen soll, Fanartikel online zu bestellen. Ergänzend sind Werbemaßnahmen in Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Fernsehen und im Internet geplant.

Wie alle Firmen in diesem Bereich möchte auch World of Internet.com an die Börse. Zum Ende des Jahres erwarten die Vorstände Torsten Prochnow und Dennis Hass mit Hilfe von Risikokapital den Gang an den Neuen Markt. Einigermaßen ungewöhnlich ist aber die Kombination aus aggressivem Shareholder-value und sozialem Engagement. Auf der einen Seite versuchen die beiden, mit dem neuen Medium soviel Geld wie möglich zu verdienen. Auf der anderen Seite wollen Prochnow und Hass durch Maßnahmen wie Kinderpartnerschaften in Afrika oder Studienstipendien zumindest einen kleinen Teil an die Gesellschaft zurückgeben.

Zunächst aber kann sich der FC St. Pauli von deren Geld einen guten Stürmer leisten und seinen Fans ein klein wenig Freude am Millerntor-Fußball zurückgeben.

Eberhard Spohd