piwik no script img

Hirschröhren im Lichthaus

■ Das alte „Arbeiteramt“ der AG-„Weser“ ist fertig renoviert. Jetzt kommen auch Bremer KünstlerInnen in das Haus zurück

Über zwei Jahre hat die Bremische Gesellschaft für Stadtentwicklung und so weiter das Lichthaus in Gröpelingen umgebaut. Jetzt hat sich das ehemalige „Arbeiteramt“ der Werft AG-„Weser“ in ein schniekes Firmengebäude mit Café-Restaurant verwandelt. Und zugleich sollen nun auch die KünstlerInnen wieder ins Haus zurück dürfen. Doch viele von ihnen werden den Ort, den sie vor Jahren vor dem Verfall retteten, kaum wiedererkennen. Der Charme einer Industrieruine ist dem Gebäude durch die Renovierung natürlich gründlich ausgetrieben worden. Die große Halle im Erdgeschoss hinter dem neuen großen Eingangsvordach hat mit ihrem dunkelbraunen Stabparkett eine Mehrzweck-Atmosphäre. In Sichtweite der frei geräumten Planfläche für den Space Park sollen hier jetzt Tagungen, Verköstigungen und gelegentlich eben auch Ausstellungen stattfinden.

Unter dem programmatischen Titel „Einräumen“ hat Gunther Gerlach jetzt ein Heimspiel für sechs Bremer KünstlerInnen im Lichthaus organisiert. In zum Teil eigens für diese Ausstellung entworfenen Arbeiten nehmen sie zum Raum und auch zum umliegenden Stadtteil Gröpelingen Stellung. Am deutlichsten ist das Rosa Jaisli gelungen. Statt Alabaster hat sie diesmal knallbunte, kitschig-schöne türkische Wandteppiche gesammelt und mit Sprüchen aus Filzbuchstaben beklebt. „Hier sind wir gewesen“ steht auf einem Istanbul-Panorama, „Wie wird man Deutscher?“ prangt auf einem Teppich mit Hirsch-Motiv. Das ist alles so eindeutig-uneindeutig und passt haargenau zum Konzept einer Ausstellung in einem Stadtteil, in dem ein Fünftel BremerInnen türkischer Herkunft sind.

Neben Rosa Jaisli hat der unlängst von der Villa Massimo zurückgekehrte Achim Bitter in einer Ecke des Saals seine Möbelsammlung arrangiert. Das „Einräumen“ wirkt hier ganz wörtlich genommen. Seine mehrfach variierte Arbeit ist Möbelcollage und abstrakte Komposition. Container-Fotos von Jens Weyers, teilweise eingeräumte und ausgepackte Pappskulpturen von Claus Hänsel sowie ein begehbarer Würfel aus Fast-Food-Tüten von Claudia Medeiros. Schließlich hat auch Heike Walter einen Beitrag beigesteuert. Dabei hat sie ihr höchst interessantes Befragungs- projekt „Delphina“ in ein Architekturmodell weiterentwickelt. Das reicht aber überhaupt nicht an das vor einem Jahr bei „Serialität, Reihen und Netze“ in der Städtischen Galerie gezeigte Original heran. ck

Einräumen bis 4. Juni im Lichthaus, Use Akschen 4; geöffnet: Di., Do. 10-14 Uhr, So. 12-15 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen