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Zivilbeamte segeln in Badehose

Die Wasserschutzpolizei hat Hochsaison. 220 Beamte fahnden nach Alkoholfahnen am Ruder oder Umweltsündern. Auch die Betreuung von Demonstrationen auf der durchs Regierungsviertel fließenden Spree gehört zu ihrer Aufgabe

von PLUTONIA PLARRE

Der Umzug der Bundesregierung nach Berlin macht’s möglich: Nicht nur das Brandenburger Tor ist zum Ärger von Innensenator Eckart Werthebach (CDU) zur beliebten Kundgebungsstätte geworden, auch auf der Spree hinter dem Reichstag wird demonstriert. Im vergangenen Jahr haben zwar nur Kenner wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace den Fluss für öffentlichkeitswirksame Aktionen wie die Rettung von Walen, genutzt. Polizeihauptkommissar Hartmut Luck von der Berliner Wasserschutzpolizei kann sich aber vorstellen, dass die Demonstrationen in dem befriedeten Bezirk auf der Spree zwischen Marschall- und Moltkebrücke „deutlich zunehmen, wenn alle Bundestagsabgeordneten ihre direkt am Wasser liegenden Büros bezogen haben“.

Doch einstweilen hat die 220 Mann und Frau starke Wasserschutzpolizei mit 16 Booten profanere Aufgaben, als Demonstrationseskorten. Mit dem Saisonstart geht auf den 234 Kilometer langen schiffbaren Gewässern der Hauptstadt die Post ab. Alkohol- und Geschwindigkeitskontrollen sowie die Ahndung von Umweltverstößen sind die Schwerpunkte. Keine leichte Aufgabe bei 45.000 zugelassenen Sportbooten, die sich bei schönem Wetter so dicht auf dem Wasser tummeln, dass man laut Luck „trockenen Fußes über die Havel marschieren kann“.

1999 hat die Wasserschutzpolizei 1.147 Verbrechens- und Vergehensanzeigen gefertigt und 1.801 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Umweltverstöße – meist illegale Müllentsorgung am Ufer – wurden in 428 Fällen geahndet. Anzeigen wegen Alkohol am Rudersteuer wurden nur in 30 Fällen gefertigt. Die vergleichsweise geringe Quote begründet Luck damit, bei bis zu 400 Meter breiten Gewässern könne man eben keine „Mausefallen“ einrichten wie an Land.

Vollkommen sicher können sich die Sünder auf dem Wasser aber nicht wähnen. Immerhin verfügt die Wasserschutzpolizei über zwanzig Zivilbeamte, die sich, in Badehose getarnt, auf fünf Zivilstreifenbooten und auf einem Segelboot tummeln. Die übrigen Kollegen müssen auch bei größter Hitze in ihren blauen Uniformen schwitzen.

Dennoch ist der Job in vielerlei Hinsicht angenehmer als der der Landpolizei. Es gebe weniger Probleme und körperliche Auseinandersetzungen als auf der Straße, sagt der Beamte Christian Schicht. „In ihrer Freizeit sind die Leute einfach besser drauf, als wenn sie nach der Arbeit verschwitzt im Auto sitzen“, bestätigt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Eberhard Schönberg, der bis zu seiner Freistellung als Personalratsvertreter selbst bei der Wasserschutzpolizei war. Dafür nimmt man schon mal in Kauf, dass man wie im vergangenen Jahr 19 Wasserleichen bergen muss.

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