: Beck's für Alkohol „nicht zuständig“
■ Beck&Co steigt aus dem Bremer Bündnis gegen Alkoholmissbrauch aus / Sponsoring der Brauer-Verbände soll es nur gegen einen Verzicht auf das Alkohol-Werbeverbot geben
3.000 Flaschen Beck's sollen jede Minute auf Erden getrunken werden. „Genüsslich konsumiert“ von Menschen, die ihren Durst jederzeit unter Kontrolle haben – so sähe man es gern bei Beck & Co.
Als Ende März das Bremer Aktionsbündnis „Alkohol – Verantwortung setzt die Grenze“ gegründet wurde, waren die Brauer mit im Boot. Inzwischen haben sie ihre Verantwortung an eine überregionale Brauer-Vereinigung weitergereicht. Und die will sich nur finanziell für das Bündnis engagieren, wenn aus Bremen eindeutige Signale gegen mögliche Werbe-Einschränkungen kommen.
„Wir fühlten uns fehl am Platz“, erklärt die Pressesprecherin der Großbrauerei, Ulrike Grünrock-Kern. Ihre Firma (Bierabsatz 1999: 500 Millionen Liter) hatte einen Platz im „Bündnisrat“ bekommen sollen, dem unter anderem auch die Krankenkassen, Selbsthilfeorganisationen und das Gesundheitsressort angehören. Senatorin Hilde Adolf möchte Verdienste um die „Punktnüchternheit“ aller BremerInnen erwerben und hatte sich die Sache ausgedacht. Doch jetzt vertritt die Hamburger „Sozietät Nordwestdeutscher Brauerei-Verbände“ das Mitgliedsunternehmen Beck's, das sich anfangs durchaus „in der Pflicht“ gefühlt hatte.
Indes: Man habe als Vertreter der Alkoholwirtschaft in das Bündnis einsteigen sollen, und „in dieser Rolle sehen wir uns nicht“, erläutert Grünrock-Kern. Nur: Wer braut eigentlich sonst noch Bier in Bremen? Vertreten die Hamburger Lobbyisten nun auch Schnapsbrenner? Ist in den grünen Flaschen aus „Bremen, Germany“ in Wirklichkeit gar kein Alkohol drin?
Fest steht, dass jetzt die Branchenvertreter von der Alster (Prost!) am Start sind. Man habe wohl vernommen, dass es in Bremen finanzielle Begehrlichenkeiten gebe, so Sozietäts-Geschäftsführer Michael Scherer. Den Gedanken des Bündnisses, etwas gegen den Alkoholmissbrauch zu tun, findet er gut, „Punktnüchternheit, damit kann man sich identifizieren“. Gemeint ist: saufen, aber nicht immer und überall. Ein echtes „Branchenthema“, meint Scherer.
Eine vierstellige Summe zu überweisen, kann er sich ebenfalls vorstellen. Das aber nur, wenn von Senatorin Adolf eine „Klarstellung“ in Sachen Alkoholwerbung kommt. Die bundesweite Diskussion um mögliche Einschränkungen – oder gar ein Verbot – findet er grässlich „undifferenziert“. Schließlich sei maßvoll genossener Alkohol sogar gesundheitsfördernd. Also: Die Bremer Senatorin soll den vereinigten Brauherren versichern, dass sie nicht auf der anderen Seite der Barrikade steht. Scherer: „Sonst sind wir nicht mit dabei.“ Da Adolf solches vermutlich tun wird, dürften die Sponsoring-Wünsche in Erfüllung gehen. Man suche nach einer gemeinsamen Linie, heißt es aus ihrem Ressort, Werbeverbote seien für die Senatorin kein auschlaggebendes Thema. Devise: „Nützt nix.“
Das Bündnis mit seinen mittlerweile 65 Mitgliedern – vom Amt für Soziale Dienste bis zum Zentralelternbeirat – übt sich unterdessen in Sparsamkeit. Um der Jugend erst mal „Punktnüchternheit“ beizubringen, soll eine Kampagne der Stadt Hamburg übernommen werden. Motto: „Irgendwann ist der Spaß vorbei“. Das Material sei gut, sagt Hilke Eden vom Bremer Suchtkrankenhilfereferat, „außerdem ist es eine Kostenfrage“. Sie verfügt über zwei ABM-Kräfte und 40.000 Mark.
Für weitere Bündnisaufgaben – unter anderem einen eigenen Internet-Auftritt – will sie nun Unterstützung auch im Null-Promille-Bereich suchen: Warum sollen nicht Cornflakes-Bäcker den Volkserzieher geben? Auch die Hoffnung auf überschäumende Beck's-Konten scheint Eden noch nicht endgültig aufgegeben zu haben. Man habe ja jetzt Sozietäts-Mann Scherer als Sprachrohr. hase
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen