: Abendland geht unter
■ Vahldieck hilft Wrocklage in der Bürgerschaft ins liberale Jäckchen
Ob Heino Vahldieck, der schneidige Innenpolitiker der CDU-Fraktion, noch weiß, wie oft er solche Sätze in der Bürgerschaft schon gesagt hat? Sätze wie „Kriminelle Ausländer können wir in diesem Land nicht gebrauchen.“ Gestern konnte Vahldieck diese Sprachschablone wieder ausgiebig abrufen, Anlass boten diesmal die Anschläge in Hamburger Diskotheken in den vergangenen Wochen. Was der CDU nur einen weiteren Beleg für ihre These lieferte: In Hamburg geht das Abendland unter.
„Wochenende für Wochenende müssen wir erleben, dass in Diskotheken geschossen wird, mit Messern gestochen und Granaten explodieren,“ fasst Vahldieck seine Alltagswahrnehmung in dieser Stadt zusammen. Schuld haben natürlich „südländische junge Männer“, die „die Ignoranz und Hilflosigkeit des Innensenators ausnutzen.“ Vahldieck hat Vorschläge: Zum Beispiel den, die Anfahrtswege zu Diskotheken zu kontrollieren, ein Vorschlag, über den selbst sein Fraktionschef Ole von Beust sagt: „Kontrolle von Anfahrtswegen – ist vielleicht ein etwas blöder Ausdruck.“
SPD, GAL und Regenbogen schieben die Verantwortung für die Disko-Vorfälle da hin, wohin sie ihrer Ansicht nach hingehört: zu den Betreibern. „Die nehmen nicht nur überhöhte Eintritts- und Getränkepreise, sondern vernachlässigen auch noch ihre Sicherheitspflichten“, sagt Michael Neumann (SPD). Sein GAL-Kollege Manfred Mahr ergänzt: „Viele Türsteher provozieren Zwischenfälle, wenn sie junge Leute allein deswegen nicht einlassen, weil sie Türken oder Jugoslawen sind.“
Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) konnte schon wie bei der Flora-Debatte vor zwei Wochen das liberale Jäckchen anziehen und der CDU das Hardlinertum überlassen. „Verbale Handgranaten“ habe Vahldieck krachen lassen, befand Wrocklage und bekam dafür anschließend auch von Martin Schmidt (GAL) die Schulter geklopft: „Die Polizei in Hamburg arbeitet ziemlich gut“. Peter Ahrens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen