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Gusti Meder (84) und ihr Mann wollten sich nicht von den Nazis „abschlachten“ lassen. Meder überlebte in einer Laube – einen Revolver hatte sie stets bei sich. Dabei haben ihr oft nur Nutten und Zuhälter geholfen. Heute denkt sie wieder ans Auswandern, denn in Deutschland „blüht und gedeiht der Antisemitismus wieder“, meint sie.

Die Frau hat Biss. Wenn Auguste („Gusti“) Meder von ihren Jahren in der Illegalität erzählt, als die Nazihäscher und braven Denunzianten hinter ihr her waren, fehlt jede Sentimentalität. „Wir wollen uns nicht abschlachten lassen“, hätten sich ihr Mann und sie geschworen, als sich immer deutlicher abzeichnete, dass alle Juden in Deutschland umgebracht werden sollten. Deshalb der Koffer mit dem Allernotwendigsten, verstaut bei einer Freundin; deshalb auch die stets gepackten Rucksäcke, die zu Hause lagerten.

Dann, am 27. Februar 1943, war es so weit: Sie beschlossen, nicht mehr in die Fabriken zu gehen, in denen sie Zwangsarbeit leisten mussten. Nach einigen Umwegen kam die damals 27-Jährige mit ihrem Mann in einem Schrebergartenhäuschen in Friedrichsfelde Ost am Stadtrand der Hauptstadt unter – eine kommunistische Freundin hatten ihnen die Laube vermittelt.

Doch ihr Mann, im Sprachgebrauch der Nazis ein „Halbjude“, flog rasch auf und wurde nach Theresienstadt deportiert. Sie schlug sich durch, hatte immer eine Revolver bei sich – und wer sie heute erlebt, zögert keine Sekunde zu glauben, dass sie ihn bei Gefahr sofort benutzt hätte. Oft hätten nur Nutten und Zuhälter ein Herz für versteckte Juden bewiesen, sagt sie heute.

Gusti Meder war nach dem Krieg mit ihrem Mann, der das KZ überlebt hatte, nach Australien ausgewandert. Dort ließ sie sich einbürgern, kam aber später nach Berlin zurück. In Deutschland „blüht und gedeiht der Antisemitismus wieder“, sagt sie bitter. Die wache Dame ist nach wie vor stolz auf ihre australische Staatsbürgerschaft. Ihr Mann, der vor vier Jahren starb, wollte am Ende seines Lebens am liebsten wieder raus aus Deutschland. In der Illegalität müsse man tapfer sein „wie ein Soldat im Felde“, hatte er immer gesagt. Der Kampf ist für Gusti Meder noch lange nicht vorbei.

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