Nachgefragt: Frauen für die Zukunft
■ Fachtagung der Hochschule Bremen für neuen Frauenstudiengang Informatik gerührt
„Alles tolle Frauen“, sagte gestern Renate Meyer-Braun im Foyer des World Trade Center, „ich bin ganz hin und weg.“ Meyer Braun ist Professorin und Frauenbeauftragte an der Bremer Hochschule und das World Trade Center Ort der Tagung „Informatikerin – Chance für die Zukunft“. Zwei Tage lang erzählten Fach- und Führungsfrauen von ihren Strategien, Erfolgen und Erfahrungen. Vom nächsten Wintersemester an bietet die Hochschule einen Studiengang Informatik nur für Frauen an (die taz berichtete).
taz: Wo sind sie, die jungen Frauen, die im Herbst ein Informatikerinnenstudium beginnen?
Meyer-Braun: Gestern und auch heute Vormittag waren durchaus eine Menge Schülerinnen da, die sich für den neuen Studiengang interessiert haben. Wichtig ist auch, dass wir Multiplikatoren, also Lehrerinnen, erreicht haben. Und es sind natürlich viele Frauen da, die sich professionell mit dem Thema auseinandersetzen: Frauenbeauftragte, Leute von Universitäten.
Haben sich schon viele Frauen für den neuen Studiengang angemeldet?
Es kommen viele Anfragen. Die Zahl der Anmeldungen ist noch nicht so hoch, aber das liegt wohl auch daran, dass jetzt noch das Abi läuft. Viele entscheiden sich kurzfristig. Und bis zum 15. Juli kann man sich anmelden.
Bleiben die Studentinnen während des ganzen Studiums unter sich?
Im Grundstudium ja, das Hauptstudium ist dann durch Projektarbeit etwas aufgelockert.
Die übliche Frage: Warum ein Extrafrauenstudium, wo doch in der Realität auch Männer vorkommen?
Beispiele aus den USA zeigen, dass die so genannte Monoedukation Frauen Raum gibt, ihre eigenen Potenziale besser zu entwickeln, soviel Selbstbewusstsein zu tanken, dass sie keine Angst mehr vor der Konkurrenz mit Männern haben. Wir wollen ja auch die ganz normalen Studentinnen, die nicht unbedingt Cracks in Mathematik sein müssen – letztere wollen wir natürlich auch – aber die durchaus in der Lage sind, Informatik zu studieren. Und die sind manchmal von der männlichen Dominanz durchaus abgeschreckt.
Frauenstudiengänge funktionieren in Bielefeld und Wilhelmshaven, in Darmstadt und Aalen hingegen sind sie gescheitert – in Aalen mangels weiblichen Interesses. Kann das hier auch passieren?
Erstmal muss es ja losgehen. Aber es stimmt: Wir brauchen mehr Bewerberinnen. Weil das so völlig neu ist, gibt es vielleicht Ängste bei potenziellen Interessentinnen.
Wer hatte eigentlich die Idee für das Informatikerinnenstudium?
Das war unser Rektor. Bei ihm war das vorherrschende Motiv nicht unbedingt die Frauenförderung, sondern die Rekrutierung von Studierenden, denn die Zahlen sinken. Also Standortsicherung und Imageförderung, ermutigt durch das Beispiel Wilhelmshaven. Aber seine Motive können mir und meinen Mitarbeiterinnen ja egal sein – Hauptsache, es läuft.
Fragen: sgi
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