: Lange Studieren wird teuer
Kultusminister beenden Streit über Studiengebühren. Das Erststudium bleibt für alle kostenlos. Bei Langzeitstudenten können Bundesländer ihre eigenen Modelle umsetzen
FRANKFURT/MAIN AP ■ Der seit mehr als fünf Jahren lodernde Streit um die Einführung von Studiengebühren ist beigelegt: Das Erststudium bleibt kostenlos, bei Langzeitstudenten dürfen die Länder künftig aber Gebühren erheben. Darauf einigten sich die Kultusminister der Länder auf ihrer Konferenz in Meiningen in Thüringen. Demnach werden zwei konkurrierende Modelle nebeneinander gültig sein, die im Prinzip die verschiedenen Positionen der Ressortchefs von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, Klaus von Trotha (CDU) und Jürgen Zöllner (SPD), repräsentieren.
Nach dem Modell, das von Trotha favorisiert, darf die Regelstudienzeit um vier Semester überschritten werden, bevor Studiengebühren erhoben werden können. Nach Zöllners Modell kann die in der Prüfungsordnung des jeweiligen Faches zu Grunde gelegte durchschnittliche Semesterwochenstunden-Zahl um 30 Prozent überschritten werden; dabei können die Studenten die Veranstaltungen zu beliebiger Zeit absolvieren. Dieses so genannte Studienkonten-Modell kommt vor allem solchen Studenten entgegen, die nur wenige Veranstaltungen besuchen, weil sie nebenbei arbeiten müssen oder Kinder erziehen, und die deshalb Probleme haben, ihr Studium in der vorgegebenen Regelstudienzeit zu absolvieren. Die Entscheidung für eins der Modelle trifft aber jedes Land in eigener Verantwortung.
Damit kann auch Baden-Württemberg die bereits praktizierte Erhebung von halbjährlich 1.000 Mark ab dem 14. Semester beibehalten. Auch Niedersachsen könnte nun eine ähnliche Regelung einführen. Dabei müssen beide Länder aber dem Beschluss der Minister entsprechend die Lebensverhältnisse der Studierenden und die jeweiligen Studienbedingungen berücksichtigen; Ausnahmen sollen ähnlich den Regelungen bei der Bafög-Vergabe möglich sein. Die Einigung muss formell noch in einem Staatsvertrag festgehalten werden.
Zöllner begrüßte die Einigung und erklärte, den Gebührenbefürwortern sei ein Riegel vorgeschoben worden. Er bedauerte aber, dass die Minister sich nicht auf die bundesweite Gültigkeit seines Studienkonten-Modells geeinigt hätten. Den Ländern, die nach einer bestimmten Semesterzahl Gebühren erheben wollten, seien aber klare Grenzen gesetzt worden.
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