: Schlauch verteidigt sich und das Auto
Grüner Fraktionschef weist Kritik am Pro-Auto-Papier zurück, Fraktion stützt Loske. Regierung hält an Ökosteuer fest
BERLIN taz ■ Nach der heftigen Kritik von Umweltexperten der eigenen Fraktion hat Rezzo Schlauch seine umstrittenen Thesen über das Auto verteidigt. Er habe nichts zurückzunehmen, erklärte der Fraktionsvorsitzende gestern. Die Vorwürfe von Reinhard Loske seien „völliger Quatsch“, den er nicht nachvollziehen könne, sagte Schlauch.
Als umweltpolitischer Sprecher der Fraktion hatte Loske den Fraktionsvorsitzenden zuvor in einem Brief heftig angegriffen (die taz berichtete). Indem Schlauch „fast hymnisch das Auto preist“, gefährde er die Glaubwürdigkeit der Grünen und widerspreche deren Zielen, hatte Loske als Erwiderung auf Schlauchs Thesen zur neuen Autopolitik geschrieben.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin verteidigte die Äußerungen von Schlauch als „einen sinnvollen und hilfreichen Akt“. Bei einem Treffen des Umwelt-Arbeitskreises der Grünen-Fraktion bekam Loske gestern dagegen Unterstützung für seine Position. Die Mehrheit der anwesenden Parlamentarier habe Schlauchs Weg kritisiert, berichteten Teilnehmer des Treffens gegenüber der taz. Allerdings hätten sich die Wogen etwas geglättet. Als Vorsitzende des Arbeitskreises erklärte die Abgeordnete Franziska Eichstätt-Bohlig, die Positionen von Loske und Schlauch widersprächen sich nicht. „Wir können die Abhängigkeit vom Auto als Realität anerkennen, dürfen die Entwicklung aber nicht sich selbst überlassen“, so Eichstätt-Bohlig zur taz. Sie kritisierte, dass Schlauchs Thesen nicht mit den zuständigen Umweltpolitikern der Fraktion abgesprochen worden seien. Auch Schlauch räumte ein, dies sei ein „organisatorischer Fehler“ gewesen.
Zur Debatte um die hohen Benzinpreise erklärte Schlauch indes, diese bestätigten die Position der Grünen, dass Autos sparsamer werden und langfristig mit alternativen Treibstoffen wie Wasserstoff angetrieben werden sollten. Die Ökosteuer auszusetzen oder zurückzunehmen, schloss Schlauch aus.
Hier ist er sich einig mit dem Fraktionsvorsitzenden der SPD, Peter Struck, der Spekulationen über Veränderungen bei der Ökosteuer gestern eine Absage erteilte. Die anders lautenden Forderungen einzelner SPD-Abgeordneter seien nicht abgesprochen, sagte Struck. Für die weiter steigenden Benzinpreise machten Struck und Schlauch den hohen Dollarkurs und die Politik der Mineralölkonzerne verantwortlich. Diese wird derzeit vom Kartellamt überprüft.
MALTE KREUTZFELDT
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