: franco grillini von italiens größter schwulengruppe „arcigay“
„Wir haben gesiegt – und der Vatikan ist der Verlierer“
taz: Worum geht es bei dem „World Pride“-Treffen ?
Franco Grillini: Mittlerweile werden hier Schwule akzeptiert – solange sie sich „normal“ benehmen und ihr Schwulsein für sich behalten. Gerade die katholische Moral geht in diese Richtung. Das Hauptargument gegen „World Pride“ war, dass die Schwulen sich öffentlich zu ihrer „Abirrung“ bekennen wollen. Ansonsten kannst du in Italien tun, was du willst, solange du kein Aufsehen erregst. Das ist die katholische Heuchelei, und gerade vor diesem Hintergrund ist es für italienische Schwule so schwer, sich zu outen. Wir sind schließlich auch mit dieser Kultur groß geworden.
Die Demo vom 8. Juli ist mittlerweile genehmigt.
Für die Kirche wurde ihr Protest zum Bumerang. Der Vatikan glaubte ernsthaft, ein Verbot erreichen zu können. Praktisch hat er uns eine Riesen-Werbekampagne verschafft.
Die Linke hat ja nicht immer mit Standhaftigkeit gegenüber dem Vatikan geglänzt.
Zeitweise konnte man einem Wettlauf zwischen der Rechten und der Linken beiwohnen, wer klerikaler ist. Aber jetzt hat sich die Linke komplett auf unsere Seite gestellt. Wir haben gesiegt – und der Vatikan ist der Verlierer.
INTERVIEW: MICHAEL BRAUN
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