Kommentar: Rothe Karte
■ Warum der kalte Entzug von Viva Rahlstedt schon der zweite seiner Art ist
Viva Rahlstedt ist das zweite Drogenprojekt, das Sozialsenatorin Karin Roth kaltschnäuzig in den Sand setzt. Zum Jahreswechsel hat sie bereits in Billstedt der Fixerstube „Drug Mobil“ die Existenz entzogen und den KlientInnen vor Ort erst mit wochenlanger Verzögerung eine neue Anlaufstelle geboten. Mag sein, dass Viva Rahlstedt eines Tages wieder öffnen kann. Bis dahin jedoch werden sich die jetzigen MitarbeiterInnen auf andere Jobs beworben haben. Und KlientInnen werden entmutigt in die Szene zurückgekehrt sein. Denn die Versuchung, zur Droge zu greifen, ist immer wieder groß – so dass es Junkies keineswegs zugemutet werden kann, mal eben ein paar Wochen auf stützende Medikamente und Gespräche zu verzichten und den Entzug trotzdem durchzuhalten.
Schon in Billstedt hatte die ehemalige Gewerkschaftschefin ohne mit der Wimper zu zu-cken ArbeitnehmerInnen und Suchtkranke in eine ungewisse Zukunft geschickt. Um Geld zu sparen, nimmt die Senatorin das in Kauf. Die Verantwortung dafür aber nun den Krankenkassen zuzuschieben, ist schäbig und undiplomatisch noch dazu. Wenn die Kassen die Rothe Karte ohnehin schon in der Tasche haben, warum sollten sie die dann auch noch bezahlen?
Außerdem profiliert sich Roth gerne mit der hiesigen Drogenpolitik, die bundesweit in der Tat vorbildlich ist. Würde sie erst das Gespräch suchen und nicht alle um sich herum verprellen, würde das die Verhandlungsbereitschaft derer, die künftig für Roths öffentliches Prestige arbeiten und bezahlen sollen, sicher fördern. Elke Spanner
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