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„Es kann noch eine Weile dauern“

Jobst Kayser-Eichberg, Vorstandsvorsitzender der Löwenbräu und Spaten-Franziskaner AG will sich mit der Entschädigung lieber Zeit lassen. Und: Zwangsarbeiter wurden bei Löwenbräu immer gut behandelt

taz: Herr Kayser-Eichberg, was wissen Sie über Zwangsarbeiter bei Löwenbräu?

Jobst Kayser-Eichberg: Wir haben Löwenbräu erst 1997 übernommen. Leider ist ein Teil der Firmenunterlagen vor ein paar Jahren vernichtet worden. Die Zahl von 132 Fremdarbeitern, die der Historiker Andreas Heusler recherchiert hat, kommt mir etwas hoch vor. Wir sind ja keine IG Farben.

Heusler schreibt in seinem 1996 erschienenen Buch „Ausländereinsatz“, Zwangsarbeiter hätten bei der Firma Löwenbräu „die schwersten und unangenehmsten Arbeiten“ verrichten müssen.

Ich weiß nicht, ob Sie die Arbeit in einer Brauerei kennen. Früher war das eine sehr muskelbetonte Arbeit, inzwischen sitzen die Leute auch am Computer. In einer Mälzerei Malz wenden oder im Fasskeller mit Schläuchen hantieren, das war ganz üblich. Man kann nicht sagen: Es gibt da Arbeiten, die machen nur die Zwangsarbeiter. Andere mussten das genauso machen.

Warum beteiligt sich die Löwenbräu-AG bislang nicht an der Stiftungsinitiative?

Wir haben uns als Münchner Brauereien verständigt: Wenn man was macht, dann abgestimmt und gemeinsam.

Es ist noch gar nicht klar, ob Sie sich wirklich beteiligen?

Es ist noch nicht entschieden. Wenn, müssen alle dabei sein.

Und wie lange wird es noch dauern, bis Sie sich einigen?

Das wird in den nächsten Wochen und Monaten passieren. Wir tagen so alle zwei Monate. Auf einer der nächsten Sitzungen werden wir das entscheiden. Das kann schon noch eine Weile dauern.

Ihr Verband hat Sie doch schon im März aufgefordert, sich der Frage zu stellen.

Wissen Sie, jetzt sind 55 Jahre vergangen. Die drei Monate sind da auch nicht mehr entscheidend. Es ist aber nicht so, dass wir auf die biologische Schiene setzen. Aber Betroffene werden Sie kaum noch finden. Da geht es nur noch um Entschädigung von irgendwelchen Erben.

Was halten Sie als Löwenbräu-Chef von der Stiftungsinitiative?

Wie man sich dazu stellt, ist fast eine politische Frage: Die Bundesregierung befürwortet die Entschädigung. Da werden wir uns als Unternehmer dieses Landes nicht dagegen stemmen. Ob man es immer für gerecht hält, ist eine andere Frage.

Haben Sie schon ausgerechnet, wie viel Sie zahlen müssten bei einem Promille des Jahresumsatzes ihres Untermehmens?

Ein Promille vom Umsatz? Bei einem Außenumsatz im Konzern von 600 Millionen dürften das dann 600.000 Mark sein. Das ist ja auch nicht ganz wenig.

Aber Löwenbräu tun doch 600.000 Mark nicht weh?

Löwenbräu hatte 1997 einen Verlust von 25 Millionen. Da tut jede Mark weh.

Fürchten Sie, an den Pranger gestellt zu werden, wenn Sie sich nicht beteiligen?

Dieses Druckmittel ist natürlich da und das ist das eigentlich Unerfreuliche. Man sollte eher auf Freiwilligkeit setzen und an die Vernunft der Unternehmen appellieren. Und letzten Endes zahlt’s der Steuerzahler, wenn man so will. Oder zumindest einen großen Teil, weil es absetzbar ist.

Haben Sie versucht, zu den ehemaligen Zwangsarbeitern persönlich Kontakt aufzunehmen?

Wenn es noch Überlebende gibt, die aus dieser Stiftung bedient werden können, würde mich das freuen. Aber mich damit im Einzelnen auseinander zu setzen, dazu fehlt mir ehrlich gesagt die Zeit. Das kann nicht die Aufgabe eines Unternehmers sein. Wer berechtigte Ansprüche hat, hätte sich ja melden können. Wir hatten nie individuelle Anfragen. Im Gegenteil: Wir hatten eine Reihe von Dankschreiben. Das ist eigentlich eine erfreuliche Erkenntnis, dass die zugegebenermaßen zwangsverpflichteten Arbeiter anständig behandelt worden sind.

Interview: ASTRID GEISLER

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